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Vom Schweizer Exil aus versuchte Thomas Mann, seine in München verbliebenen Manuskripte<br />
zu retten. Katia Mann berichtete davon: „Erika hatte es noch fertiggebracht, nach<br />
dem Umsturz nach München zu fahren und das „Joseph“-Manuskript und ein paar weitere<br />
Handschriften aus unserem schon beschlagnahmten Haus zu holen. Aber das übrige<br />
– alle Manuskripte von den „Buddenbrooks“ ab und den frühen Novellen, alle seine Briefschaften,<br />
die Briefe meines Mannes, Briefe, die ich von Hoffmannsthal und anderen aufgehoben<br />
hatte – ist durch die Emigration verlorengegangen.“ 422 Dem befreundeten<br />
Münchner Anwalt Dr. Heins bat Thomas Mann, die Manuskripte zu retten und vertraute<br />
ihm dazu die Schlüssel für den Schrank an, in dem sich die Papiere befanden. Nach dem<br />
Krieg kamen sein Sohn Klaus (er diente in der US-Armee) und seine Tochter Erika (sie<br />
war amerikanische Korrespondentin) nach München, um die „von ihm (Dr. Heins) aufbewahrten<br />
Sachen abzuholen. Da erklärte er ihnen, sein office, das zentral in der Stadt gelegen<br />
sei, sei zerbombt, seine guten Akten hätte er gerade noch gerettet, aber die Papiere<br />
und Handschriften von Thomas Mann seien Opfer der Flammen geworden; er hätte sie<br />
nicht mehr evakuieren können.“ 423<br />
Die Flucht in die USA<br />
Wegen des deutschen Einmarsches in Österreich beschloss Thomas Mann, in die USA<br />
auszuwandern. In Princeton übernahm er eine Gastprofessur. Seit Herbst 1940 richtete er<br />
Radioansprachen – fast jeden Monat einmal – über den britischen Sender BBC-London an<br />
die Deutschen. In einer Radioansprache am 23. Juni 1943 würdigte Thomas Mann die Tat<br />
der „Weißen Rose“ mit den Worten: „Brave, herrliche junge Leute! Ihr sollt nicht umsonst<br />
gestorben, sollt nicht vergessen sein! Die Nazis haben schmutzigen Rowdies, gemeinen<br />
Killern in Deutschland Denkmäler gesetzt – die deutsche Revolution, die wirkliche,<br />
wird sie niederreißen und an ihrer Stelle eure Namen verewigen, die ihr, als noch Nacht<br />
über Deutschland und Europa lag, wußtet und verkündetet: ,Es dämmert ein neuer Glaube<br />
an Freiheit und Ehre.´“ 424<br />
Katia und Thomas Mann nahmen 1944 die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Kurz vor<br />
Kriegsende schrieb der Schriftsteller auf Wunsch von „Free World“ einen Aufsatz mit<br />
dem Titel The end. In einen Brief an Agnes E. Meyer heißt es: „Ich habe dazu Tagebuchaufzeichnungen<br />
aus dem Beginn der Emigration benutzt, die zeigen, wie die persönliche<br />
Verstörung und Beängstigung überherrscht war vom Gefühl des Mitleids mit dem<br />
unglückseligen deutschen Volk und von der Frage: Was soll eines Tages, früher oder später,<br />
aus diesen Menschen werden?... Nicht schrecklich genug habe ich mir den Ausgang<br />
422 Mann, Katia (1994): Meine ungeschriebenen Memoiren: 111–112<br />
423 Mann, Katia (1994): Meine ungeschriebenen Memoiren: 113–114<br />
424 Scholl, Inge (2000): Die Weiße Rose: 198<br />
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