Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de
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manu-vorgeschichte.qxd 09.03.05 16:34 Seite 11<br />
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Mit Hitlers Machtantritt 1933 wur<strong>de</strong>n die Politpolizisten sofort von <strong>de</strong>r<br />
NSDAP <strong>in</strong>strumentalisiert. Parallel dazu blieb auch <strong>de</strong>r Partei-Sicherheitsdienst<br />
<strong>de</strong>r NSDAP fortbestehen <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> sogar noch ausgebaut. So<br />
verfügte die Hitler-Regierung nach ihrem Wahlsieg (Januar 1933) über<br />
mehrere, konkurrieren<strong>de</strong> Sicherheits<strong>in</strong>strumente mit geheimpolizeilichem,<br />
machtschützen<strong>de</strong>m Charakter. Die Gestapo setzte die Tätigkeit<br />
<strong>de</strong>r <strong>Politische</strong>n <strong>Polizei</strong>-Stellen fort, verbreitete allerd<strong>in</strong>gs ihr Augenmerk<br />
auf die ganze Bevölkerung <strong>und</strong> übernahm neue, erweiterte Tätigkeiten zur<br />
politischen Kontrolle, Beobachtung <strong>und</strong> Verfolgung, wie zum Beispiel:<br />
- Aufrufe zu politischen Denunziationen <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren Verfolgung, um<br />
NS-Gegner <strong>in</strong> allen Teilen <strong>de</strong>r Bevölkerung zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n,<br />
- Verfolgung von Bürgern, die <strong>de</strong>utschsprachige Sendungen <strong>de</strong>s<br />
englischen BBC-Radiosen<strong>de</strong>rs hörten,<br />
- Kontrolle „germanischer“ Abstammungserklärungen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>leitung<br />
von Rassenverfolgung <strong>und</strong> Deportationen,<br />
- Verfolgung von Kirchengeme<strong>in</strong>schaften <strong>und</strong> Sekten <strong>in</strong> großem Stil,<br />
darunter die Zeugen Jehovas<br />
- Verfolgung von politischen Äußerungen gegen die NS-Herrschaft<br />
gegen <strong>de</strong>n Krieg <strong>und</strong> die Kriegsführung<br />
- Mitwirken im Vorfeld politischer Strafprozesse vor <strong>de</strong>n Gerichten,<br />
beson<strong>de</strong>rs bei <strong>de</strong>n sogenannten „Heimtücke“-Strafverfahren.<br />
Wie viele Mitarbeiter die alte <strong>Politische</strong> <strong>Polizei</strong> <strong>in</strong> Erfurt o<strong>de</strong>r Thür<strong>in</strong>gen<br />
hatte <strong>und</strong> wie viele davon 1933 zur Stapo/Gestapo kamen, lässt sich nicht<br />
genau sagen. 1935 je<strong>de</strong>nfalls waren <strong>in</strong> <strong>de</strong>n 33 preußischen Regierungsbezirken<br />
etwa 1850 Mann, – das könnten dann vielleicht 30–60 Gestapo-<br />
Leute für Erfurt <strong>und</strong> Umland gewesen se<strong>in</strong>. 8 1937 könnte sich die Erfurter<br />
Mitarbeiterzahl vielleicht auf 100 erhöht haben, nach 1939 wur<strong>de</strong>n es wie<strong>de</strong>r<br />
weniger. Unbekannt ist auch die Zahl <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>gesetzten V-Leute. Zum<br />
Wirken <strong>de</strong>r <strong>Politische</strong>n <strong>Polizei</strong>stellen <strong>und</strong> (Ge)Stapo-Stellen <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />
kann bislang lei<strong>de</strong>r überhaupt wenig Konkretes gesagt wer<strong>de</strong>n, da regionale<br />
Aktenbestän<strong>de</strong> bisher nicht systematisch ausgewertet s<strong>in</strong>d.<br />
Die Erfurter Stapo-Stelle befand sich zunächst im Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>s <strong>Polizei</strong>präsidiums<br />
Meister-Eckart-Straße. Ab 1938 erfolgte <strong>de</strong>r Umzug <strong>de</strong>r Gestapo-Stelle<br />
<strong>in</strong>s „neue“, fertiggestellte Behör<strong>de</strong>nhaus H<strong>in</strong><strong>de</strong>nburgstraße 7<br />
(=heute Arnstädter Straße 52/Abgeordnetenhaus). Die Dienststelle wur<strong>de</strong><br />
geleitet von Regierungsrat Flesch <strong>und</strong> war nicht <strong>de</strong>m <strong>Polizei</strong>präsi<strong>de</strong>nten<br />
unterstellt, son<strong>de</strong>rn direkt ans Regierungspräsidium angeb<strong>und</strong>en.<br />
Die Weimarer Gestapo-Stelle hatte ihren Sitz im fürstlichen Marstall-<br />
Gebäu<strong>de</strong>karree, das heute <strong>de</strong>m Thür<strong>in</strong>gischen Hauptstaatsarchiv gehört.