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Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de

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manu-vorgeschichte.qxd 09.03.05 16:34 Seite 143<br />

143<br />

womöglich g<strong>in</strong>g es <strong>de</strong>n Sowjets ja um effektivere polit-polizeiliche<br />

Tätigkeit durch Abkehr von e<strong>in</strong>er wirtschafts- <strong>und</strong> machtpolitisch eher<br />

„unnütz gewor<strong>de</strong>nen“ NS-Verfolgung.<br />

Erfurter 201-Rechtssprechung (1947–48)<br />

Für NS-Delikte richtete die Justiz – Mitte Oktober 1947 – <strong>in</strong> Erfurt <strong>und</strong><br />

Jena Große Strafkammern (Hauptverbrecher) <strong>und</strong> <strong>in</strong> Weimar, Gera, Erfurt<br />

<strong>und</strong> Gotha Kle<strong>in</strong>e Strafkammern (Verbrecher) e<strong>in</strong>. 317 In Erfurt arbeiteten<br />

also zwei von <strong>de</strong>n <strong>in</strong>sgesamt sechs 201-Kammern, die es anfangs <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />

gab. 1948 wur<strong>de</strong> die Zahl <strong>de</strong>r Kammern verdreifacht, so dass die<br />

Erfurter durch e<strong>in</strong>e Nordhäuser Große Strafkammer entlastet wur<strong>de</strong>. Die<br />

Erfurter Kammern waren personell anfangs so zusammengestellt 318 :<br />

Große Strafkammer:<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r Richter: Dr. Kunz (Landgerichtspräsi<strong>de</strong>nt, Erfurt, später Dr.<br />

Schimmel <strong>und</strong> später auch Dr. Thienel)<br />

richterlicher Beisitzer Dr. Thienel (Son<strong>de</strong>rshausen, später an<strong>de</strong>re)<br />

Kle<strong>in</strong>e Strafkammer:<br />

Vorsitzen<strong>de</strong>r Richter: Lippmann (Amtgerichtsrat, Erfurt)<br />

Staatsanwalt:<br />

Staatsanwaltschaftsrat Dr. Polit – für bei<strong>de</strong> Erfurter Kammern (ab Dezember<br />

1947 Staatsanwalt Günther, später Oberstaatsanwalt Senge)<br />

Schöffen<br />

Auswahl aus Vorschlägen von Parteien (SED, CDU, LDP), FDGB, VVN<br />

<strong>und</strong> Bestätigung <strong>de</strong>r Ausgewählten durch die Lan<strong>de</strong>sregierung)<br />

erste Hauptschöffen <strong>de</strong>r Großen Kammer: Max Thiele (Feuerungsbauer,<br />

SED), Friedrich Wachtel (Geschäftsführer, CDU), Oskar Dünnebeil,<br />

(Konsumangestellter, FDGB, SED-Mitglied)<br />

erste Hauptschöffen <strong>de</strong>r Kle<strong>in</strong>en Kammer waren:<br />

Hermann Benge (Kaufmann, LDP), Kurt Pfotenhauer (VVN, SED-<br />

Mitglied)<br />

Inwieweit die Mitwirken<strong>de</strong>n auch seitens <strong>de</strong>r SMA Thür<strong>in</strong>gen bestätigt<br />

wur<strong>de</strong>n, ist nicht ersichtlich. Dass <strong>de</strong>r zuständige Staatsanwalt e<strong>in</strong> Liberaler<br />

war, wur<strong>de</strong> erst später <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> kritisiert <strong>und</strong> nicht unbed<strong>in</strong>gt von Thür<strong>in</strong>gen<br />

her „korrigiert“.<br />

Im W<strong>in</strong>ter 1947/48 fan<strong>de</strong>n <strong>in</strong> Erfurt die ersten 201-Prozesse statt. Auf<br />

Druck <strong>de</strong>r SMA waren es „beschleunigte Verfahren“. Bis Mitte November<br />

gab es 7 Prozesse vor <strong>de</strong>r Großen <strong>und</strong> 19 Prozesse vor <strong>de</strong>r Kle<strong>in</strong>en Strafkammer.<br />

319 Vor <strong>de</strong>r Großen Strafkammer stan<strong>de</strong>n überwiegend SS-Leute:

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