Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de
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manu-vorgeschichte.qxd 09.03.05 16:34 Seite 150<br />
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10. SED-Machtkampf, Verfolgung <strong>de</strong>r Sozial<strong>de</strong>mokraten <strong>und</strong><br />
SED-„Abwehr“-Apparat (1948–49)<br />
Für die SED-Geschichtsschreibung galt das Jahr 1948 als e<strong>in</strong> „Schlüsseljahr“.<br />
Doch me<strong>in</strong>te dies nicht nur <strong>de</strong>n Quantensprung <strong>in</strong> <strong>de</strong>r <strong>in</strong>ternationalen<br />
West-Ost-Polarisation (u. a. „Berl<strong>in</strong>-Krise“) <strong>und</strong> die neue Qualität im<br />
Ausbau <strong>de</strong>s staatlichen Wirtschaftssektors bzw. <strong>de</strong>n gesteigerten wirtschaftspolitischen<br />
E<strong>in</strong>fluss <strong>de</strong>r SED-Spitze (u. a. „2-Jahresplan“, DWK).<br />
Nicht weniger g<strong>in</strong>g es jetzt auch um e<strong>in</strong>e neue Offensive sowohl <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
Instrumentalisierung <strong>de</strong>s Staats wie auch <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Anpassung <strong>de</strong>r mitgliedsstarken<br />
SED ans umfassen<strong>de</strong> Herrschaftskonzept <strong>de</strong>r Parteispitze. Von<br />
nicht zu unterschätzen<strong>de</strong>m E<strong>in</strong>fluss für politisch-taktische Fragen e<strong>in</strong>er<br />
sehr schnellen Machtsicherung war die Ernährungsnotlage.<br />
Auch <strong>de</strong>r SMATh-Chef Kolesnitschenko forcierte ab 1948 se<strong>in</strong>en Handlungsdruck<br />
auf die Thür<strong>in</strong>ger SED <strong>und</strong> for<strong>de</strong>rte stärkere parteipolitische<br />
E<strong>in</strong>griffe <strong>in</strong> alle Verwaltungsbereiche <strong>und</strong> alle Fragen <strong>de</strong>s Alltagslebens. Als<br />
Voraussetzung dafür sah er vor allem Verän<strong>de</strong>rungen im SED-Leben selbst.<br />
Das be<strong>de</strong>utete die „Frage <strong>de</strong>r Säuberung <strong>de</strong>r Partei von Kapitalisten- <strong>und</strong><br />
Kulaken-Elementen“, das Aufgeben je<strong>de</strong>r Blockpolitik <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Bruch <strong>de</strong>r<br />
SED-Kommunisten mit <strong>de</strong>r Vorstellung, die SED-Alle<strong>in</strong>herrschaft auf<br />
friedlichem Wege <strong>in</strong>stallieren zu können. Zeitlichen Druck bescherten aus<br />
se<strong>in</strong>er Sicht nicht zuletzt die „Auswirkungen <strong>de</strong>r Schwierigkeiten <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
Nahrungsmittelversorgung“ <strong>und</strong> die „im Vergleich zu 1946 (e<strong>in</strong>getretene)<br />
Verr<strong>in</strong>gerung <strong>de</strong>s E<strong>in</strong>flusses <strong>de</strong>r SED auf die Bevölkerung“. 337<br />
Die Chancen e<strong>in</strong>er nachhaltigen SED-Machtsicherung waren mittels Ausnützung<br />
<strong>de</strong>r (mit Sowjethilfe errungenen) Ämter <strong>und</strong> Posten wesentlich<br />
stärker als mittels etwaiger Wahlsiege. Der Machteroberungs-Prozess bis<br />
h<strong>in</strong> zur DDR-Gründung ist hier nicht Gegenstand <strong>de</strong>r Darstellung, er lässt<br />
sich kurz gefasst charakterisieren durch: 1. forcierte Schaffung <strong>de</strong>s Staatssektors<br />
als F<strong>und</strong>ament kommunistischer Macht, 2. Umbauten <strong>in</strong> Richtung<br />
Machtstaat mit Gewaltenverteilung nach sowjetischer Prägung, e<strong>in</strong>schließlich<br />
e<strong>in</strong>er dauerhaften Unterordnung von Recht <strong>und</strong> Justiz <strong>und</strong> 3.<br />
kommunistische Machtdom<strong>in</strong>anz im SED-Innern, <strong>in</strong> welcher es 1948<br />
noch e<strong>in</strong>en gewissen Paritäts-Spielraum für Sozial<strong>de</strong>mokraten gab sowie<br />
e<strong>in</strong>e sehr große nichtkommunistische Neumitglie<strong>de</strong>rschaft.<br />
Die Thür<strong>in</strong>ger SED-Spitze hatte bereits führen<strong>de</strong> Positionen <strong>in</strong> diversen<br />
Bereichen <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>spolitik gewonnen. Ihre politischen Ansichten, Absichten<br />
<strong>und</strong> Prioritäten waren nicht unbed<strong>in</strong>gt i<strong>de</strong>ntisch mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r