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Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de

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manu-vorgeschichte.qxd 09.03.05 16:34 Seite 238<br />

238<br />

MfS-Schriftverkehr recht <strong>in</strong>tensiv. Im Oktober 1951 stellte <strong>de</strong>r Staatssicherheits-M<strong>in</strong>ister<br />

Wilhelm Zaisser bei statistischen Auswertungen fest,<br />

dass DDR-weit monatlich etwa 35 bis 75 Personen aus Mangel an Beweisen<br />

wie<strong>de</strong>r entlassen wer<strong>de</strong>n mussten <strong>und</strong> dass Verhaftungen offensichtlich<br />

zu schnell <strong>und</strong> ohne ausreichen<strong>de</strong> vorherige Klärung erfolgten. Der<br />

M<strong>in</strong>ister befahl daher im November 1951, dass ihm die Grün<strong>de</strong> für alle<br />

Direkt-Entlassungen mitzuteilen s<strong>in</strong>d. 517 Doch auch im Jahr 1953 wur<strong>de</strong><br />

vor unbegrün<strong>de</strong>ten Verhaftungen gewarnt, <strong>de</strong>nn es<br />

„muss unbed<strong>in</strong>gt verh<strong>in</strong><strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, dass durch Veröffentlichung von<br />

Verhaftungen die Ten<strong>de</strong>nz e<strong>in</strong>er steigen<strong>de</strong>n Republikflucht e<strong>in</strong>tritt <strong>und</strong> sich<br />

bestimmte Unruheher<strong>de</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Bevölkerung ausbreiten.“ 518<br />

Waren solche Befürchtungen auch vom 17. Juni bee<strong>in</strong>flusst, so sprechen<br />

sie dafür, dass <strong>de</strong>r Umfang <strong>de</strong>r vorgenommenen Inhaftierungen für die<br />

Bevölkerung unübersehbar wur<strong>de</strong>.<br />

Die Festnahmen veranlassten o<strong>de</strong>r genehmigten <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Regel zunächst die<br />

KD-Leiter selbst. Bis weit <strong>in</strong> die 50er Jahre war es ihnen gestattet, Verhaftungen<br />

vornehmen zu lassen, <strong>de</strong>nn erst später übernahmen dies generell<br />

die Abteilungen VIII. Die KD-Leiter hatten vor Ort die Möglichkeit,<br />

Häftl<strong>in</strong>ge kurzfristig <strong>und</strong> provisorisch e<strong>in</strong>zusperren. Von Rudolstadt liegen<br />

entsprechen<strong>de</strong> Zeitzeugener<strong>in</strong>nerungen vor. Auch <strong>in</strong> Bad Salzungen<br />

waren 1952 nachweislich MfS-Gefangene untergebracht. 519<br />

Hauptort zur Unterbr<strong>in</strong>gung von MfS-Gefangenen war Weimar. Hier führte<br />

die Abteilung IX üblicherweise ihre Verhöre durch <strong>und</strong> hier waren auch<br />

Gefangene, die auf Prozess o<strong>de</strong>r aber Freilassung warteten.<br />

Es dürfte wohl <strong>de</strong>r Fall se<strong>in</strong>, dass <strong>de</strong>r Keller <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>rverwaltung Kurthstraße<br />

seit Tätigkeitsbeg<strong>in</strong>n <strong>de</strong>s MfS als <strong>Haft</strong>bereich verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>.<br />

E<strong>in</strong><strong>de</strong>utige Dokumente dafür s<strong>in</strong>d uns nicht bekannt. In Wachregelungen<br />

von 1951 <strong>und</strong> 1952 war allerd<strong>in</strong>gs die Re<strong>de</strong> von e<strong>in</strong>er ständigen „Kellerwache“.<br />

520 Die Nutzung <strong>de</strong>r Keller zur Häftl<strong>in</strong>gsunterbr<strong>in</strong>gung geschah<br />

letztlich ganz nach NKWD-Manier.<br />

Ab August 1950 war unter an<strong>de</strong>rem Dietmar Bockel <strong>in</strong> Weimarer MfS-<strong>Haft</strong><br />

untergebracht. 521 In se<strong>in</strong>en Er<strong>in</strong>nerungen sprach er von e<strong>in</strong>em „weißen<br />

Haus/ Ärztehaus“ <strong>und</strong> von e<strong>in</strong>er fensterlosen Zelle, die etwa 1,5 x 2,5 Meter<br />

maß <strong>und</strong> die direkt unterhalb von <strong>und</strong>ichten Toilettenrohren gelegen war.<br />

Der Name se<strong>in</strong>es Vernehmers, Harnisch, war vermutlich e<strong>in</strong> Tarnname.<br />

Im November 1951 war <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>satzplan die Re<strong>de</strong> von<br />

„<strong>de</strong>n <strong>Haft</strong>anstalten Marienstraße Weimar <strong>und</strong> Kurthstraße“. 522<br />

Offenbar genügte <strong>de</strong>r <strong>Haft</strong>raum <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Kurthstraße nicht, so dass man die

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