Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de

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„D“-Personalsuche in anderen Polizeieinheiten übergegangen war. Das lag
auch nahe, denn die örtlichen Polizei-Leiter hatten im Juni sicherlich nicht
ihre besten Leute freiwillig versetzt in die H-(K5)-Gruppen, die ihrem Befehl
ja gleichzeitig entzogen worden waren. Einer jedenfalls, der über die
Polit-Kultur-Schiene von der Rudolstädter Polizei im Oktober 1949 zum
Gründungskaderbestand übernommen wurde, war vor Ort als Trinker bekannt
und womöglich ja deshalb „hinaufkomplimentiert“ worden. Es handelte
sich um Kurt Koch, den späteren Leiter der MfS-Abteilung IX. 467
Ein gewisses Indiz für sowjetische Zweifel an der Moskau-Disziplin der
Thüringer K5-Spitze könnten die Tatsachen sein, dass einerseits Jean-
Baptist Feilen keine MfS-Perspektive haben würde und noch 1949 zur
Außenhandelskontrolle überwechselte und dass man andererseits den
Leipziger K5-Chef Rudolf Gutsche („Moskau-Kader“ und Sohn des
sächsischen LKA-Chefs und MfS-Gründers) nach Weimar geschickt und
ihm offenbar eine gewisse Verantwortung unter den bereits bestätigten
Thüringer Sicherheitskadern übertragen hatte. 468
Die Entscheidung über Kröbers Wechsel vom Chefsessel der Landespolizei
zum MfS-Gründungskader war erst gefallen, nachdem Menzel bereits
seine Weimarer Rolle im Aufbau deutscher Sicherheitsorgane übernommen
hatte. Mit Wirkung vom 9. November 1945 verließ Kröber die Landespolizei.
469 Immerhin erscheint der gleichzeitige Weggang von Menzel
und Kröber (zuvor schon der Weggang Kleinjungs aus Thüringen) und der
abrupte Wechsel zur neuen, relativ namenlosen Polizei-Führungsriege
König/Henschke ein wenig als Notlösung, wenn man die personelle Instabilität
der Landespolizei und deren viele Neuaufgaben (Grenze, Strafvollzug,
Feuerwehr, Betriebsschutz) bedenkt.
Man versetzte ins Dezernat –D– auch Kriminalpolizisten, die erst ein paar
Jahre später große MfS-Karriere machen würden. 1948 war ein junger
neunzehnjähriger Erfurter als Polizist in ein Revier Erfurts gekommen,
war von dort zur Grenzpolizei und dann zur Erfurter Kriminalpolizei versetzt
worden, ehe er 1949 zum Kaderbestand für die künftige Sicherheitspolizei
ausgewählt wurde. Sein Name war Gerhard Neiber und seine „Karriere“
verlief von der Kreisdienststelle Weimar und der Weimarer Polit-
Kultur-Abteilung bis hin zum Stellvertretenden MfS-Ministersessel. 470
Piecks Moskauer Notizen enthielten nicht bloß die deutsch-sowjetische
Übereinkunft über ostdeutsche Sicherheitsorgane, sondern auch die gemeinsame
Absicht, erst im Falle einer westdeutschen Staatsgründung eine
ostdeutschen SED-Regierung zu installieren. Daher war im im März 1949