Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de
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manu-vorgeschichte.qxd 09.03.05 16:34 Seite 23<br />
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Gefängnisbauten, son<strong>de</strong>rn die amerikanischen Stationierungsorte (Panzerkas<strong>in</strong>o,<br />
Artilleriekaserne Henne), das Steigerwaldstadion sowie auch das<br />
Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Militärregierung selbst. 28 Die meisten dieser Inhaftierungen<br />
dauerten nur wenige St<strong>und</strong>en o<strong>de</strong>r Tage, <strong>de</strong>nn nach <strong>de</strong>n Befragungen wur<strong>de</strong>n<br />
alle Personen freigelassen, die ke<strong>in</strong>e größere NS-Verantwortung getragen<br />
hatten. Bei <strong>de</strong>n Befragungen suchten die Amerikaner offenbar relativ<br />
systematisch nach höheren Nazis.<br />
Der Personenkreis von NS-Verantwortlichen war <strong>in</strong> amerikanischen Befehlen<br />
relativ genau <strong>und</strong> funktionsbezogen <strong>de</strong>f<strong>in</strong>iert, für diesen Personenkreis<br />
war „automatische <strong>Haft</strong>“ (“automatic arrest”) befohlen. Zum vorgeschriebenen<br />
Personenkreis zählten automatisch alle <strong>Polizei</strong>offiziere ab<br />
<strong>de</strong>m Oberst-Rang, alle Gestapo-Leute sowie auch die NS-Beamtenschaft<br />
<strong>de</strong>r Gau-Regierung Weimar, SS-Leute, die Ärzte Buchenwalds u. a.<br />
Um solche Personen <strong>in</strong> größtmöglicher Zahl zu <strong>in</strong>haftieren, bedurfte es<br />
auch e<strong>in</strong>es gezielten Vorgehens <strong>de</strong>r Amerikaner. Die Erfurter NS-Militärstrukturen,<br />
bewaffneten Verbän<strong>de</strong> <strong>und</strong> natürlich auch die Erfurter Stapo-<br />
Stelle <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Arnstädter Straße wur<strong>de</strong>n geschlossen o<strong>de</strong>r beschlagnahmt.<br />
Die Büros von Nazi-Organisationen wur<strong>de</strong>n teilweise von <strong>de</strong>n Amerikanern<br />
selbst durchkämmt. 31 Es dürfte allerd<strong>in</strong>gs sowohl <strong>in</strong> Weimar wie<br />
auch <strong>in</strong> Erfurt <strong>de</strong>r Fall gewesen se<strong>in</strong>, dass die Militärkommandos bei <strong>de</strong>r<br />
Besetzung dieser NS-E<strong>in</strong>richtungen – z. B. <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Schillerstraße, <strong>de</strong>r<br />
Regierungs- <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Her<strong>de</strong>rstraße – geleerte Räume vorfan<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn<br />
diese Leute hatten zwar e<strong>in</strong>erseits bis zuletzt scharfmacherische Fe<strong>in</strong>dparolen<br />
verbreitet, an<strong>de</strong>rerseits aber als erste das Weite gesucht. Zu <strong>de</strong>n<br />
Erfurter Inhaftierten zählte u. a. <strong>de</strong>r Geschäftsführer <strong>de</strong>r SS-Standarte,<br />
Uhlig. 29 Wie viele NS-Verantwortliche die Amerikaner trotz <strong>de</strong>r Fluchten<br />
<strong>in</strong> Erfurt verhaften konnten, ist unbekannt.<br />
Wie die Amerikaner die längerfristige Inhaftierungen (<strong>de</strong>n “automatic<br />
arrest”) für Erfurt handhabten, ist aus Erfurter Quellen ebenfalls nicht<br />
ersichtlich. Gefangene NS-Größen wur<strong>de</strong>n vermutlich nach Gräfentonna<br />
gebracht, anschließend <strong>in</strong> die Internierungslager Hersbruck o<strong>de</strong>r Dachau<br />
überstellt <strong>und</strong> 1946/47 auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r späteren ABZ (amerikanischen<br />
Besatzungszone) verurteilt. 30<br />
Vergleichbar war die Situation <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Stadt Weimar, wo sich ja das nationalsozialistische<br />
Zentrum Thür<strong>in</strong>gens befand.<br />
Die Militärregierungen betrieben zwar e<strong>in</strong>e Politik <strong>de</strong>s zivilen Nichte<strong>in</strong>greifens,<br />
hatten aber durchaus eigene militärpolizeiliche Möglichkeiten.<br />
Diese konnten zur Erhärtung <strong>und</strong> Durchsetzung <strong>de</strong>r Militärbefehle, wie