Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de

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30er Jahren und während der Nazi-Zeit. Es ergänzte die Erfurter Haftzellen
der Polizeireviere, der Kripo und der Gestapo. Ob die Haftanstalt Petersberg
vor 1945 regelmäßig ausgelastet wurde oder eher zur Bewerkstelligung
größerer Razzien vorgesehen war, wurde unsererseits nicht näher
untersucht.
Das Gefängnis bestand aus einem Wachgebäude, einem Hof und einem
dreigeschossigen Zellenhaus. Letzteres enthielt 19 Haftzellen mit 6,5 m 2
und 3 Zellen von 14,5 m 2.
Im Juli 1945 hatte die Rote Armee den Petersberg von den Amerikanern
übernommen, wozu auch das Gebäude der Haftanstalt gehörte. Über
Funktion und Verwendung des Haftgebäudes zwischen 1945 und 1947 ist
kaum etwas bekannt. Im Oktober 1945 wusste nicht mal der Justizbeamte,
der fürs wiedereröffnete Landgericht neue U-Haft-Zellen organisieren
sollte, ob die Sowjets im Petersberg-Haftgebäude nun eigentlich Gefangene
untergebracht hatten oder nicht. 480
Über die sowjetische Verwendung des Gebäudes erhielten wir lediglich
eine (nicht mehr genau datierbare) Zeitzeugenaussage, der zufolge die
russischen Armeetruppen hier zeitweise eigene russisch-sprechende
Gefangene untergebracht hatten. Ein Zeitzeuge, der als Handwerker hier
einmal eine Ausbesserung zu verrichten hatte, hörte jedenfalls russische
Worte unter den Gefangenen und kam zu dieser Schlussfolgerung.
Im Sommer 1947 erhielt die Erfurter Polizei die Haftanstalt auf dem
Petersberg von der SMA zurück. 481 Obwohl die Erfurter Justiz vor Ort
kein Gefängnis hatte, denn das Justiz-Gefängnisgebäude Andreasstraße
blieb noch weitere Monate lang in sowjetischer Hand, handelte es sich
eindeutig um eine Übergabe an die Erfurter Polizei.
Bei Rückgabe waren keinerlei Einrichtungsgegenstände und auch keine
Türen mehr vorhanden. Ehe ab Anfang 1948 Polizeihäftlinge hier untergebracht
wurden, erfolgten sechs Monate lang Reparaturarbeiten.
Noch im Jahr 1948 sahen insgesamt 3.244 Verhaftete die Räumlichkeiten
von innen. Die durchschnittliche Haftdauer und die Belegungsstärke sind
zwar nicht bekannt, dafür gibt es jedoch eine Statistik für eingelieferte
Inhaftierte, die nach den Haftgründen gruppierte 482 :
Ähnlich wie in anderen Thüringer Polizeihaftanstalten gab es auch hier
verschiedene irreguläre Gefangenengruppen, wie Arbeitsverweigerer,
Geschlechtskranke oder Kriminalhäftlinge über 24 Stunden. Auch die
Haftfristen wurden teilweise länger überschritten. Im Sommer 1949 –
kurz vor Schließung der Haftanstalt Petersberg – beschwerte sich der