Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de

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wiesen auf Informationsübergaben der Schutzpolizei. Die Unterabteilung
Arbeitseinsatz der Politischen Polizei, die schon unter den Amerikanern
entstanden sein muss, hatte ihren Sitz nicht im Polizeipräsidium, sondern
in der benachbarten Marstallstraße (also quasi direkt an der Hinterausfahrt
der sowjetischen Stadtkommandantur). Die Erfurter Politische Polizei
wurde geleitet von Richard Streit, der 1945 der SPD beigetreten war und
später – 1947 – als Personalsachbearbeiter in der regionalen Kriminalinspektion
Erfurt tätig werden sollte. 161 (zur Kripo I – s. S. 111 ff.)
Landespolizeiliche Anfänge 1945
In der sowjetischerseits neu gebildeten Landesregierung unter Rudolf
Paul wurde Ernst Busse im Juli 1945 zum 1. Vizepräsidenten ernannt.
Damit erhielt er zugleich entscheidende Zuständigkeiten für den Aufbau
einer Landespolizei und die Zentralisierung polizeilicher Kompetenzen.
In den ersten Tagen fungierte Busse selbst als oberster Polizei-Chef, noch
innerhalb seiner ersten Amtswoche ernannte er vier „Regierungsbeauftragte“(=Polizeipräsidenten),
die jeweils eine Region von Nord-, Mittel-,
Süd- und Ostthüringen „auf die gesamte Personalpolitik zu überprüfen
und zu leiten haben“. 162 Angesichts der noch äußerst schwachen landespolizeilichen
Möglichkeiten war dieses personalpolitische Vorgehen eine
effektive organisatorische Lösung, um das Heft des Handelns in die Hand
zu bekommen. In Absprache mit den Sowjets gründete Busse außerdem –
direkt aus dem Ministerbüro heraus – ein Zentralbüro, in welchem Abteilungen
für Kriminalpolizei, für Schutz, Gewerbe-, Bahn- und Feuerlöschpolizei
installiert werden sollten. Die SMATh behielt sich die Genehmigung
der endgültigen Struktur aber noch vor.
Geißler übernahm von Busse diese Zentralstelle als fünfter Polizeipräsident.
Auch den sozialdemokratischen Polizeifachmann Thiemann, der Erfurts
Polizei unter den Amerikaner geleitet hatte, wurde in seinen
Arbeitsstab übernommen.
Im August und September 1945 waren die Konturen einer neuen Landespolizei
allerdings noch recht unscharf. Der Alltag sah etwa so aus:
Die vier Gebiets-Polizeipräsidenten reisten bei den Kommunalpolizeistellen
umher, kontrollierten den Arbeitsalltag, regelten besondere
Vorfälle, machten personalpolitischen Druck hinsichtlich von Dienstvergehen,
verschafften sich Überblick über Personalstärken und ermöglichten
Busse mit ihren (mündlichen) Berichten Einblick in die
regionale Situation. Interventionen zu Personal-Entnazifizierungen
erübrigten sich weitgehend, da dies seitens der sowjetischen Orts-