Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de

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das SED-Landessekretariat sogar für alle SED-Kreisvorstände je einen
Mitarbeiter „im Referat IX (Abwehr)“ finanzieren wolle. 369
Anfang 1949 zeigte sich auf einer Besprechung mit den „Genossen Kreissachbearbeitern
für R 9“, dass es inzwischen in vielen Kreisen SED-
„Abwehrleute“ gab. Zu Wort gemeldet hatten sich: Dünnebeil aus Erfurt,
Geschwill aus Eisenach, Jaritz aus Mühlhausen, Lenzner aus Gera, Grothum
aus Apolda und Hermann aus Greiz. 370 Oskar Dünnebeil, ein namhafter
Erfurter Stadtkommunist, war im Mai 1945 bereits im Erfurt „Auskunftsbüro“
des Antifaschistischen Komitees tätig gewesen 371, dann Konsumangestellter
und ehrenamtlicher Schöffe beim Erfurter 201-Gericht.
Ob es vor Mitte 1948 bereits Strukturen oder Personen einer Thüringer
„SED-Abwehr“ gab und wann genau das Töpfer-Referat installiert worden
war, ist nicht bekannt. 372 Dass es derartige Ambitionen unter einzelnen
Thüringer Kommunisten gab, beispielsweise bei Geißler, wurde bereits
erwähnt. (s. S. 115)
Sowohl im SED-Vorstand als auch im Thüringer SED-Landesvorstand
gab es Personen, die man als personelle Bindeglieder zwischen Politischer
Polizei 1945/46 und kommunistischer SED-„Abwehr“ 1948 bezeichnen
könnte. In Berlin waren das Laufer und Stroh, die 1945 im Berliner Polizeipräsidium
mit der Sicherung von Personalkarteien befasst gewesen,
ehe sie zur SED gegangen waren. 373
Und dasselbe, was Paul Laufer 374 in Berlin war, das könnte – mehr oder
weniger – Kurt Töpfer in Weimar gewesen sein. Denn eine Mitarbeiterliste
der Landeskriminalpolizei (von Ende 1946) enthält Töpfers Name, –
als Kriminalinspektor im LKA-Referat „Zentrale Auskunft“ (also der K5-
Vorstufe), als einer von drei Mitarbeitern. 375 Weiteres zu Töpfers Biografie
und der Zeitpunkt seines Wechsels von der Kripo zum SED-Vorstand
war leider nicht zu ermitteln.
Im Herbst 1947 hatte es eine SED-Aktivität gegeben, die eventuell als Aus -
gangspunkt oder früheres Aufgabenfeld für solch ein Abwehr-Referat gelten
könnte: Mitgliederüberprüfungen im Vorfeld des SED-Parteitags. Auf
Wunsch des kommunistischen SED-Landesvorsitzenden Kops sollten nämlich
alle polizeilichen Ermittlungsverfahren gegen SED-Mitglieder durchgecheckt
werden. Er sagte laut Protokoll, „dass er sich die Akten von der
Polizei geben lassen wird und dass dann drei Genossen zur Überprüfung
dieses Materiales eingesetzt werden.“ Außerdem sollte „künftighin ... jede
Angelegenheit sofort bereinigt werden, indem man die Angeklagten und die
Belastungszeugen hier her ruft und die Sache an Ort und Stelle prüft.“ 376