Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de
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manu-vorgeschichte.qxd 09.03.05 16:34 Seite 199<br />
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sich die Sowjets selbst vorbehalten hatten, die sie aber <strong>de</strong>nnoch <strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>utsche Bearbeitung übergaben. Die dritte 201-Ausführungsbestimmung<br />
enthielt mit <strong>de</strong>m Punkt 9c) e<strong>in</strong>en Vorbehalt für das E<strong>in</strong>greifen<br />
sowjetischer Stellen. Demzufolge waren Vorgänge, die im<br />
Zusammenhang mit Auslän<strong>de</strong>rn stan<strong>de</strong>n, zu übergeben <strong>und</strong><br />
diesbezügliche Inhaftierte solange <strong>in</strong> <strong>Haft</strong> zu behalten, bis die<br />
Sowjets e<strong>in</strong>e Entscheidung mitgeteilt haben. 427<br />
Anfang 1948 wur<strong>de</strong>n monatlich etwa 30 Vorgänge an die SMA<br />
übergeben, später wesentlich weniger. Die Thür<strong>in</strong>ger SMA-Stellen<br />
überließen diese Fälle jedoch überwiegend <strong>de</strong>utschen Stellen. E<strong>in</strong><br />
direktes H<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Herreichen von Vorgängen <strong>de</strong>r Tatgruppe<br />
zwischen SMA (Sowjet-Staatssicherheit) <strong>und</strong> K 5 ist für 1949<br />
belegt. Übergab im Juli die K 5 dreizehn 201-Fälle an die SMA,<br />
so wur<strong>de</strong>n sieben im August an die K 5 (zurück)gereicht. 428<br />
Zur 201-Strafverfolgung, die auf Tätergruppen laut Kontrollratsdirektive<br />
38 zurückg<strong>in</strong>g, gehörten pr<strong>in</strong>zipiell auch Straftaten nach<br />
Absatz „III a III“ – d. h. gegen Aktivisten, die „auch nach <strong>de</strong>m 8.<br />
Mai 1945 durch Propaganda für <strong>de</strong>n Nationalsozialismus o<strong>de</strong>r<br />
Militarismus o<strong>de</strong>r durch Erf<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> Verbreitung ten<strong>de</strong>nziöser<br />
Gerüchte <strong>de</strong>n Frie<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Volkes o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Frie<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />
Welt gefähr<strong>de</strong>n.“. Belegt s<strong>in</strong>d schon ab 1947 diverse Auffor<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>r DVdI an die Län<strong>de</strong>rpolizeien, diese Tätergruppe „IIIaIII“<br />
(stärker) zu berücksichtigen 429 <strong>und</strong> möglicherweise wur<strong>de</strong> dies<br />
auch vom Thür<strong>in</strong>ger K5-Dezernat 1948/49 stärker aufgegriffen.<br />
Bis En<strong>de</strong> 1949 – bzw. solange das K5 existierte – wur<strong>de</strong> zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st<br />
<strong>in</strong> <strong>de</strong>r Großen 201-Strafkammer Erfurt ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger solcher<br />
Fall verhan<strong>de</strong>lt. 430<br />
Unklar ist, <strong>in</strong>wieweit die 201-Vorgänge an <strong>de</strong>n Orten registriert<br />
wur<strong>de</strong>n, wo K 5 <strong>und</strong> 201-U-Organ <strong>in</strong> Personalunion durch dieselben<br />
Mitarbeiter bearbeitet wur<strong>de</strong>n, zumal die 201-U-Organe 1948<br />
ja allmählich verkle<strong>in</strong>ert wor<strong>de</strong>n waren. En<strong>de</strong> 1948 ist je<strong>de</strong>nfalls<br />
erwähnt, dass es diese Personalunion mancherorts gegeben hat,<br />
weil an<strong>de</strong>re Mitarbeiter <strong>de</strong>r 201-U-Organe <strong>in</strong>zwischen wie<strong>de</strong>r <strong>in</strong><br />
an<strong>de</strong>re <strong>Polizei</strong>e<strong>in</strong>heiten zurückversetzt wor<strong>de</strong>n waren. 431<br />
E<strong>in</strong> Fall, zu <strong>de</strong>m es 1948 Schriftverkehr <strong>de</strong>s Dezernats K 5 entstand, betraf<br />
das 201-Verfahren gegen die sozial<strong>de</strong>mokratische Unternehmerfamilie<br />
Itt<strong>in</strong>g, die als Millionäre mit Beschuldigungen wegen NS-Nutznießerschaft<br />
verurteilt – <strong>und</strong> vor allem enteignet – wer<strong>de</strong>n sollten. 432 Die Motive<br />
zur Inhaftierung bezogen sich allerd<strong>in</strong>gs weniger auf die NS-Zeit als viel-