Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de

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und protokolliert. 59 (In den Inventarverzeichnissen sind keine NS-Mitglieds-
oder Personalunterlagen erwähnt. Bei Rödiger handelte es sich wohl
um Paul Rödiger, der in den 50er Jahren im Erfurter Stadtrat als VVN-Mitglied
saß und in der Kommission Justiz/Polizei arbeitete.)
Es gibt auch Hinweise, dass die „Politische Polizei“ Erfurts damit begann,
Arbeitseinsätze als „Sühnemaßnahmen“ anzuordnen. 60 Es ging dabei
beispielsweise um Aufräumarbeiten bei den Reichshallen (Theaterstraße),
– das war in unmittelbarer Nähe der Kripo-Dienststelle, die sich im
Reichshallen-Theater einen provisorischen Dienstsitz gesucht hatte. Im
Juni führte jedenfalls eine Frau beim Oberbürgermeister Beschwerde
darüber, dass sie von der Kripo einen Befehl zu so einem Arbeitseinsatz
erhalten hatte. Sie war – im Februar 1945 – vor dem Jenaer Oberlandesgericht
als Zeugin aufgetreten und hatte dort gegen ihre Kollegin ausgesagt,
dass diese alle Leute für klug hielt, die den Krieg endlich beenden
wollten. Diese Kollegin hatte gegen die Frau – jetzt nach Kriegsende –
Anzeige wegen Denunziation erstattet. Die Frau widersprach der Sühnemaßnahme
„Arbeitseinsatz“, denn sie habe zwar vor Gericht ausgesagt,
aber die Kollegin doch nicht selbst bei der NS-Polizei denunziert.
Die Belege für Durchsuchungen und Sühnemaßnahmen deuten auf Tätigkeiten
der „Kripo I/politische Polizei“ im Sinne von Entnazifizierung hin.
Insofern ist durchaus nachvollziehbar, wenn demokratisch gesinnten Zeitgenossen
eine neuerliche Politische Polizei als gänzlich legitim und
akzeptabel erschien. Zu diesem Zeitpunkt war ein Aufgabenspektrum, das
außerhalb von NS-Verfolgung lag, für solch eine Politische Polizei ohnehin
undenkbar.
Inwieweit nun aber das Wiederaufleben der Struktureinheit „Kripo I“, die
ja zumindest formell ein Gestapo-Vorläufer gewesen war, von Seiten
demokratischer Kritiker oder von Seiten der Amerikaner eher gewollt,
gefördert oder toleriert wurde, lässt sich nicht beurteilen. Nicht unbeteiligt
– und womöglich sogar inspirierend, treibend und ausführend zugleich –
waren politisch verfolgte Kommunisten aus Buchenwald.
Einstige politisch Verfolgte und neue politische Polizisten
In Buchenwald hatten die Kommunisten – längst bevor Busse nach Erfurt
ging – eine Landes-Parteileitung gebildet, welche die Suche nach führenden
Nazis zu einer Hauptaufgabe erkoren hatte.
Es ging dabei nicht nur um die Arbeit mit Anti-Nazi-Komitees, sondern
auch um die Nutzung polizeilicher Mittel. Die offiziellen Polizeibefug-