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Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de

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manu-vorgeschichte.qxd 09.03.05 16:34 Seite 113<br />

113<br />

Er hatte im Mai 1945 e<strong>in</strong>e große Anti-Nazi-Razzia unter Kontrolle <strong>de</strong>r<br />

<strong>Polizei</strong> konzipiert <strong>und</strong> verschickte Unterlagen dieser sehr kurzfristig<br />

angesetzten Planung auch <strong>in</strong> an<strong>de</strong>re Städte, wie Erfurt. Laut Brills Plan<br />

sollten an e<strong>in</strong>em bestimmten Tag (Mitte Mai 1945) alle NS-Beamten<br />

<strong>de</strong>r öffentlichen Verwaltung festgenommen, festgehalten, nach e<strong>in</strong>em<br />

Fragenkatalog vernommen, sukzessive verhört <strong>und</strong> zur <strong>Haft</strong>arbeit <strong>in</strong><br />

Buchenwald herangezogen wer<strong>de</strong>n. 225 Der Anstoß, <strong>de</strong>n Brill mit se<strong>in</strong>er<br />

Razzia-Anweisung gab, wur<strong>de</strong> von kommunistischen Polizisten –<br />

wie Busse <strong>und</strong> Geißler – mit parallelen Ambitionen ausgefüllt. Mit<br />

dieser Aktion mag e<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong>ste<strong>in</strong> für die Konturen <strong>de</strong>s Selbstverständnisses<br />

polizeilicher NS-Verfolgung zwischen „Bere<strong>in</strong>igung“ <strong>und</strong> Bestrafung<br />

gelegt wor<strong>de</strong>n se<strong>in</strong>. Sie war bei <strong>de</strong>n Amerikanern allerd<strong>in</strong>gs<br />

eher unerwünscht. Diese verh<strong>in</strong><strong>de</strong>rten je<strong>de</strong>nfalls die komplette Ausführung<br />

dieser kurzfristig geplanten Anti-Nazi-Razzia <strong>und</strong> beanspruchten<br />

jegliche <strong>Haft</strong>entscheidung selbst. (s. S. 30 ff.)<br />

Nach E<strong>in</strong>zug <strong>de</strong>r Sowjets im Juli 1945 wur<strong>de</strong> das Bemühen antifaschistischer/kommunistischer<br />

Polizisten um e<strong>in</strong>e eigenständige NS-Verfolgung<br />

fortgesetzt– wie Geißlers Äußerungen zu Weimar belegen (s. S. 34 ff.).<br />

E<strong>in</strong>e praktische <strong>und</strong> legitimieren<strong>de</strong> Rolle dabei dürfte ab dieser Zeit<br />

wie<strong>de</strong>rum <strong>de</strong>r SMA-Befehl 58 (vom 27. August) gespielt haben. Ihm<br />

zufolge sollten bei <strong>de</strong>n Ortskommandanturen alle SS-, SA-, Gestapo- <strong>und</strong><br />

NSDAP-Leute registriert wer<strong>de</strong>n. Dafür brauchte die SMA-Offiziere<br />

freilich <strong>de</strong>utsche Mithilfe, die sie nicht zuletzt auch beim neuen Vizepräsi<strong>de</strong>nt<br />

<strong>und</strong> <strong>Polizei</strong>-Chef Busse fan<strong>de</strong>n. 226<br />

Erfurter Kripo I (<strong>Politische</strong> <strong>Polizei</strong>) ab Juli 1945<br />

Dass es Verhaftungen durch die Kripo I <strong>in</strong> Erfurt gab, ist lediglich für<br />

August 1945 belegt. Der Leiter <strong>de</strong>r Krim<strong>in</strong>alpolizei I (<strong>Politische</strong> <strong>Polizei</strong>),<br />

Streit, berichtete von <strong>in</strong>sgesamt 157 Festnahmen. 227 Davon erfolgten<br />

70 wegen NS-H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>es,<br />

(3 SS-Leute, 46 NSDAP-Funktionäre, 10 SA-Leute/Kraftfahrerkorps<br />

<strong>und</strong> 7 „beson<strong>de</strong>rs scharfe Parteigenossen“),<br />

30 auf „Veranlassung <strong>de</strong>r Militärregierung“,<br />

(für NKWD; unklar bleibt allerd<strong>in</strong>gs, ob die Namen <strong>de</strong>r Verhafte<br />

ten aus sowjetischer o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utscher Initiative beruhten)<br />

57 als „Sonstige“.<br />

(ob das auch vorläufige Festnahmen o<strong>de</strong>r Arbeitse<strong>in</strong>satz-Verpflich<br />

tete waren, ist unbekannt).<br />

Der August 1945 war zwar auch <strong>de</strong>r Monat mit <strong>de</strong>n zahlreichsten NKWD-<br />

Verhaftungen, so dass auch diese Zahl sicher über <strong>de</strong>m Durchschnitt lag.

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