Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de
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manu-vorgeschichte.qxd 09.03.05 16:34 Seite 194<br />
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spielsweise um weggeworfener o<strong>de</strong>r vergrabene Waffen han<strong>de</strong>lte. In <strong>de</strong>r<br />
Frühjahrszeit, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r überall die Fel<strong>de</strong>r gepflügt wur<strong>de</strong>n, erhöhte sich die<br />
Zahl <strong>de</strong>r Waffenf<strong>und</strong>e. 419<br />
Warum e<strong>in</strong> Zehntel <strong>de</strong>r Waffen-Fälle – 91 Fälle – bei <strong>de</strong>n Sowjets lan<strong>de</strong>te,<br />
lässt sich nicht genau sagen. Es könnte es sich teilweise vielleicht<br />
um Nicht<strong>de</strong>utsche <strong>und</strong> sowjetische Deserteure gehan<strong>de</strong>lt haben, um<br />
Leute, die Waffen aus militaristischem o<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>em NS-H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> aufbewahrten<br />
o<strong>de</strong>r aber um Vorgänge, die sich sowjetische Offiziere selbst<br />
– bei <strong>de</strong>r Durchsicht von K5-Waffenfällen – ohne Begründung <strong>und</strong><br />
Erklärung aneigneten. Ob sich unter diesen 91 Fällen auch politisch<br />
missliebige Thür<strong>in</strong>ger befan<strong>de</strong>n, die mittels untergeschobener o<strong>de</strong>r als<br />
Vorwand benutzter Waffenf<strong>und</strong>e politisch „kaltgestellt“ o<strong>de</strong>r „entlarvt“<br />
wer<strong>de</strong>n sollten, ist nicht feststellbar.<br />
Mit politischer Verfolgung hatten re<strong>in</strong>e Waffenbesitz-Fälle an sich nichts<br />
zu tun. Mag eventuell manche Strafe für Waffenbesitzer unkorrekt o<strong>de</strong>r<br />
relativ zu hoch gewesen se<strong>in</strong>, so war das Vorgehen legitim <strong>und</strong> situationsangemessen.<br />
Zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st dann, wenn es sich nicht etwa zugleich um<br />
unkorrekte Tatsachen-Ermittlungen, Komb<strong>in</strong>ationen mit an<strong>de</strong>ren (politischen)<br />
Vorwürfen o<strong>de</strong>r gar f<strong>in</strong>gierte „Beweismittel“-F<strong>und</strong>e han<strong>de</strong>lte.<br />
c. Wi<strong>de</strong>rstand gegen die Staatsgewalt<br />
Die 500 hier aufgelisteten Untersuchungsfälle umfassten zwischen Januar<br />
1948 <strong>und</strong> Juli 1949 ungefähr e<strong>in</strong> Fünftel aller K5-Fälle. Dabei lag <strong>de</strong>r<br />
Monatsdurchschnitt 1949 e<strong>in</strong> Drittel höher als <strong>de</strong>r Vorjahresdurchschnitt.<br />
Die Aufklärungsquote mit über 90 % (1948) <strong>und</strong> die Justizübergabequote<br />
mit 60 % s<strong>in</strong>d wie<strong>de</strong>rum erstaunlich hoch. Es gab im 4. Quartal 1948 <strong>in</strong>sgesamt<br />
48 Übergaben an die Justiz, – e<strong>in</strong>e als korrekt überprüfbare Zahl,<br />
<strong>de</strong>nn <strong>in</strong> <strong>de</strong>rselben Zeit nahm die Generalstaatsanwaltschaft 55 Strafanzeigen<br />
wegen Wi<strong>de</strong>rstands gegen Staatsgewalt entgegen. 420<br />
Etwa 18 Fälle wur<strong>de</strong>n an die SMA übergeben, das war anteilig weniger<br />
als <strong>in</strong> an<strong>de</strong>ren Tatgruppen.<br />
Der Strafbestand „Wi<strong>de</strong>rstand gegen die Staatsgewalt“ basierte auf <strong>de</strong>m<br />
traditionellen Strafgesetzbuch (§113, §115). Er untermauerte das staatliche<br />
Gewaltmonopol <strong>und</strong> diente zum Schutz <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lns von Staatsdienern.<br />
Dieser Strafbestand wur<strong>de</strong> aber 1948/49 durch Faktoren bee<strong>in</strong>flusst,<br />
die se<strong>in</strong>e Substanz letztlich verän<strong>de</strong>rten:<br />
1. Das sowjetische Verständnis von Sabotage – vor allem Diversion<br />
–zwang <strong>de</strong>m Strafbestand e<strong>in</strong>en neuen machtpolitischen Blickw<strong>in</strong>kel<br />
auf. Entsprechen<strong>de</strong> Handlungen konnten fortan als „Verbrechen<br />
am <strong>de</strong>mokratischen Neuaufbau“ bezeichnet wer<strong>de</strong>n.