Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de
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manu-vorgeschichte.qxd 09.03.05 16:34 Seite 138<br />
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licher <strong>und</strong> privatwirtschaftlicher Kreise fixiert war als die Chefetage <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>spolizei. Der als 201-U-Organ-Chef Weimar-Land e<strong>in</strong>gesetzte Jaritz<br />
musste allerd<strong>in</strong>gs auf politischen Druck h<strong>in</strong> beurlaubt wer<strong>de</strong>n, weil er 67<br />
Bauern im Landkreis auf e<strong>in</strong>en Schlag verhaften ließ <strong>und</strong> man diese anschließend<br />
wie<strong>de</strong>r freilassen musste. 297<br />
Vom 4. Dezember 1947 stammte die Vorzeige-Anklageschrift, die im 201-<br />
Lan<strong>de</strong>s-U-Organ verfasst wur<strong>de</strong>. Es han<strong>de</strong>lte sich um e<strong>in</strong> Verfahren gegen<br />
<strong>de</strong>n SA-Sturmbannführer Willi Griebel, <strong>de</strong>m man e<strong>in</strong>e Beteiligung an <strong>de</strong>r<br />
Ermordung von 30 Buchenwaldhäftl<strong>in</strong>gen nachgewiesen hatte. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
wäre anzumerken, dass <strong>de</strong>r Fall bereits 1946 bei <strong>de</strong>r <strong>Polizei</strong> angezeigt<br />
wor<strong>de</strong>n war <strong>und</strong> dass das NKWD/MWD hier <strong>in</strong>volviert war, <strong>de</strong>nn 9 an<strong>de</strong>re<br />
Tatbeteiligte kamen gleichzeitig <strong>in</strong> sowjetische <strong>Haft</strong>. 298 Im Jahresbericht<br />
für 1947 heißt es dazu:<br />
„Dem Dezernat K 5 gelang es, e<strong>in</strong>en Massenmord an KZ-Häftl<strong>in</strong>gen <strong>in</strong><br />
Großlöbichau fast zu 100% aufzuklären <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Anzahl <strong>de</strong>r Täter <strong>de</strong>r<br />
Besatzungsmacht zuständigkeitshalber zu übergeben, während e<strong>in</strong> Hauptverbrecher<br />
von <strong>de</strong>r Großen Strafkammer <strong>in</strong> Jena zu lebenslänglichem<br />
Zuchthaus verurteilt wur<strong>de</strong>.“ 299<br />
Diese lebenslange <strong>Haft</strong>strafe – im Landgericht Jena ausgesprochen – war<br />
dann auch mit Abstand die höchste, die <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen im Rahmen <strong>de</strong>r 201-<br />
Rechtssprechung 1947–49 gefällt wur<strong>de</strong>.<br />
Mitte Dezember 1947 war von 2254 Ermittlungsfällen die Re<strong>de</strong>, von<br />
<strong>de</strong>nen etwa die Hälfte <strong>in</strong> Bearbeitung war. 622 waren bereits abgeschlossene<br />
Fälle. Nur wenige davon waren mangels Beweis o<strong>de</strong>r Vorwurf e<strong>in</strong>gestellt,<br />
– bis Mitte Januar je<strong>de</strong>nfalls hatten die Staatsanwälte nur 60 Ermittlungs-E<strong>in</strong>stellungen<br />
bestätigt. 300 Kurz vor Weihnachten erstellten die<br />
Thür<strong>in</strong>ger 201-Verantwortlichen e<strong>in</strong>e Zwischenanalyse <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>:<br />
„Untersuchungsorgane Thür<strong>in</strong>gen:<br />
Die Justiz hat starken Tempoverlust. Vorgänge von vor 6 Wochen liegen<br />
heute noch bei <strong>de</strong>r Justiz, ohne dass Term<strong>in</strong>e anberaumt wur<strong>de</strong>n. Das liegt<br />
z. T. daran, dass zwei aufsichtführen<strong>de</strong> Staatsanwälte ausgeschie<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d.<br />
Die Mitarbeit <strong>de</strong>r Bevölkerung ist sehr schwach. Aus <strong>de</strong>n Kreisen <strong>de</strong>r<br />
Bevölkerung gehen wenig Anzeigen e<strong>in</strong>. Von <strong>de</strong>n Parteien ist es die SED,<br />
die <strong>de</strong>n U.O. e<strong>in</strong>iges Material zuleitet <strong>und</strong> uns <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Durchführung unterstützt.<br />
Die an<strong>de</strong>ren Parteien nicht. Wir hatten Schwierigkeiten <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
Unterbr<strong>in</strong>gung <strong>de</strong>r Inhaftierten. Der Befehl vom 21. 10. 47 <strong>de</strong>r SMA verfügt,<br />
dass alle Wirtschaftsverbrecher sofort <strong>in</strong> <strong>Haft</strong> zu setzen s<strong>in</strong>d. Unsere<br />
U.O. können ke<strong>in</strong>e Verhaftungen mehr vornehmen, weil wir sie nicht<br />
unterbr<strong>in</strong>gen können.