Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de

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siedler-Briefe, die Münchner Zeitschrift „Christ unterwegs“. In Meiningen,
Oberhof und 7 anderen Orten Thüringens tauchte mehrfach das „F“-
Symbol auf. In einem trotzkistischen Flugblatt hieß es:
„Im russ. Sektor Berlins und der Besatzungszone werden fast täglich Mitglieder
und Sympathisanten der FKPD von der SED-Gestapo verhaftet
und an die Russen ausgeliefert.“
Auf Kirchenversammlungen kritisierten die Leute mitunter recht öffentlich
die Zustände, wie z. B. in Mettstedt (bei Apolda), wo der Pfarrer die
deutsche Einheit, freien Wahlen und die Pressefreiheit forderte. 535
Im Juli 1950 verzeichneten Thüringer Ordnungshüter eine „Zusammenrottung“
in Apolda, wo provokative Äußerungen gegen die Volkspolizei
erhoben wurden, oder die Treppenhausschlägerei in einem Tanzlokal, bei
dem auch ein VP-Mann geschlagen wurde 536 oder die Beschwerden eines
betrunken festgenommenen Jenensers, der das VP-Vorgehen als „GPU-
Maßnahmen“ bezeichnete und drohte:
„Ihr könnt hunderttausende erschießen oder von 15 bis zu 20 Jahren in
Zwangsarbeit stecken, einige bleiben doch, die werden Rache nehmen,
denn das Blättchen wendet sich noch mal.“ 537
Im Juli 1951 wurden Flugblätter gefunden, auf denen von angeblichen
HO-Preissenkungen die Rede ist. Die zugehörige Notiz zuständiger Polizisten
lautete:
„In Verbindung mit dem Ministerium für Staatssicherheit werden weitere
Ermittlungen geführt.....“ 538
Über diese und andere Vorfälle waren die Politpolizisten und MfS-Leute
informiert. In vielen Fällen kannten oder ermittelten sie die Namen der
Mitwirkenden, um deren Handeln bestrafen zu lassen.
Wie viele Thüringer in jenen Monaten aus politischen Motiven verhaftet
wurden, ist unbekannt. Es waren auch nicht bloß die MfS-Kader, die
gegen Bürger vorgingen. Auch in der Kriminalpolizei war nach 1950 noch
immer ein Kommissariat „Widerstand gegen die Staatsgewalt“ tätig.
Selbst die Thüringer Schutzpolizei nahm zahlreiche Beobachtungen und
Verhaftungen mit politischem Hintergrund vor, im Frühjahrs-Quartal
1952 war die Rede von 1047 überwachten Gegnern der demokratischen
Ordnung und von 103 Schnellkommando-Einsätzen gegen politische Vorkommnisse,
von 85 Festnahmen wegen antidemokratischer Umtriebe und
von 326 Festnahmen illegaler Grenzübertreter. Das MfS kam auf diesem
Wege an 61 überwachte und 10 festgenommene Gegner. 539 Im Juli 1953
wurden allein im Bezirk Erfurt – laut öffentlicher Mitteilung des Bezirksstaatsanwalts
– 215 Verurteilte nach dem “Gesetz zum Schutze des Volkseigentums”,
76 wegen “Nichtablieferung” inhaftierte Bauern und 96 Bür-