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Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de

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manu-vorgeschichte.qxd 09.03.05 16:34 Seite 233<br />

233<br />

System <strong>Polizei</strong>–an–MfS beschlossen. Auf diesem Wege kam das MfS zu<br />

e<strong>in</strong>er Reihe se<strong>in</strong>er „politischen“ Fälle. Die Namen Menzels <strong>und</strong> Kröbers<br />

waren unter Weimarer Polizisten ohneh<strong>in</strong> bekannt <strong>und</strong> wur<strong>de</strong>n im <strong>Polizei</strong>schriftverkehr<br />

auch offen verwen<strong>de</strong>t. Vielleicht galten sie 1950/51 h<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

wie<strong>de</strong>r noch als heimliche <strong>Polizei</strong>chefs. Koch, <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>r MfS-Untersuchungsabteilung,<br />

war für das Wachpersonal <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>spolizei ebenfalls<br />

ke<strong>in</strong> Frem<strong>de</strong>r. 498 Weitere Kontakte gab es auf personalpolitischem Gebiet,<br />

<strong>de</strong>nn das MfS suchte noch immer <strong>in</strong>tensiv nach Mitarbeitern <strong>und</strong> brauchte<br />

die Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n <strong>Polizei</strong>, weil man selbst schlechterd<strong>in</strong>gs offen<br />

auf Personalsuche gehen konnte. E<strong>in</strong> weiterer Gr<strong>und</strong> gegen e<strong>in</strong>e sofortige<br />

strikte Trennung zur <strong>Polizei</strong> wäre die Tatsache, dass das MfS – trotz<br />

2-3-facher Mitarbeiterzahl – personell schwächergestellt als das K 5 war,<br />

da letzteres immer hatte auf alle <strong>Polizei</strong>strukturen <strong>und</strong> auf die polizeiliche<br />

Lokalpräsenz zurückgreifen können.<br />

Die frühen Thür<strong>in</strong>ger MfS-Quellen vermitteln <strong>de</strong>n E<strong>in</strong>druck, als verstün<strong>de</strong>n<br />

sich Menzel, Kröber <strong>und</strong> die an<strong>de</strong>ren MfS-Führungskräfte noch immer<br />

als Teil <strong>de</strong>r <strong>Polizei</strong>. Sie trugen <strong>Polizei</strong>dienstgra<strong>de</strong> bis weit <strong>in</strong> die 50er<br />

Jahre <strong>und</strong> unterzeichneten unter MfS-Logo als „Chef<strong>in</strong>spekteure <strong>de</strong>r<br />

Volkspolizei“. Nicht zuletzt Innenm<strong>in</strong>ister Gebhardt fühlte sich im Juli<br />

1950 noch immer bemüßigt, <strong>de</strong>n MfS-Stellen H<strong>in</strong>weise zu erteilen. Er notierte<br />

im Anschluss an e<strong>in</strong>e Jena-Dienstreise, wo er e<strong>in</strong>er Menschenansammlung<br />

begegnet war, die sich aufgr<strong>und</strong> von RIAS-Meldungen versammelt<br />

hatte:<br />

„Es ist weiterh<strong>in</strong> erfor<strong>de</strong>rlich, dass die Staatssicherheitsorgane bei allen<br />

diesen Diskussionen, die <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Öffentlichkeit stattf<strong>in</strong><strong>de</strong>n, e<strong>in</strong> wachsames<br />

Auge auf die obenbezeichneten Subjekte werfen, auch das muss organisiert<br />

wer<strong>de</strong>n.“ 499<br />

MfS-Untersuchungsabteilung <strong>und</strong> MfS-<strong>Haft</strong><br />

Vom ersten Tage an beanspruchten die MfS-Lan<strong>de</strong>sverwaltung <strong>und</strong> die<br />

Kreisdienststellenleiter Befugnisse zur Festnahme <strong>und</strong> Inhaftierung. Der<br />

Anspruch auf polizeiliche Befugnisse überhaupt (seien es Verhaftungen,<br />

Vernehmungen o<strong>de</strong>r Durchsuchungen) wird schon vor MfS-Gründung<br />

erkennbar. In e<strong>in</strong>em Menzel-Schreiben vom 1. Februar 1950 an die KD-<br />

Leiter heißt es:<br />

„Die Dienststellenleiter s<strong>in</strong>d verantwortlich dafür, dass sämtliche Vorgänge,<br />

welche nach Weimar gehen, folgen<strong>de</strong> Punkte enthalten:<br />

1) Inhaltsverzeichnis, 2) Genaue Aufstellung <strong>de</strong>r Effekten, welche bei <strong>de</strong>m<br />

Häftl<strong>in</strong>g sichergestellt wur<strong>de</strong>..., 3) Der Hausdurchsuchungsbericht ..., 4)

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