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Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de

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manu-vorgeschichte.qxd 09.03.05 16:34 Seite 206<br />

206<br />

- Aufträge über e<strong>in</strong>zelne Ermittlungs- o<strong>de</strong>r Fahndungsschritte,<br />

- <strong>de</strong>utsche Zuhilfenahme, um e<strong>in</strong>e höchstmögliche Erfolgsquote bei<br />

Fahndungen nach Sowjetbürgern <strong>und</strong> Deserteuren zu realisieren,<br />

(dies war nicht unmittelbar auf K 5 beschränkt),<br />

- eventuell auch die nichtsofortige Übernahme von politischen Vorgängen,<br />

um die Lösungsversuche <strong>de</strong>s K 5 <strong>und</strong> das Zusammenspiel<br />

zwischen <strong>Polizei</strong> <strong>und</strong> Justiz zu beobachten.<br />

Die Realität <strong>de</strong>r Kontakte <strong>und</strong> <strong>de</strong>utschen Hilfsdienste war ganz gewiss<br />

auch e<strong>in</strong> stückweit pragmatisch geprägt. Deutsche Polizisten arbeiteten<br />

immerh<strong>in</strong> mit heimatlichem H<strong>in</strong>terland, auf an<strong>de</strong>ren Fahndungswegen<br />

<strong>und</strong> mit an<strong>de</strong>rer staatsorganisatorischer Infrastruktur, so dass ihre Instrumentalisierung<br />

für bestimmte Recherchen aus Sicht <strong>de</strong>r Sowjets effektiv<br />

ersche<strong>in</strong>en musste. Das konnte – wie im folgen<strong>de</strong>n Beispiel – auch bei <strong>de</strong>r<br />

Erstellung von Namenslisten <strong>de</strong>r Fall se<strong>in</strong>: Im Oktober 1948 übergab <strong>de</strong>r<br />

stellvertreten<strong>de</strong> Dezernatsleiter K5 Krahn an „<strong>de</strong>n Chef <strong>de</strong>s Sektors für<br />

<strong>in</strong>nere Angelegenheiten Oberstleutnant Shipkow“ e<strong>in</strong>e Liste über Westzonen-Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />

nebst krim<strong>in</strong>ellen o<strong>de</strong>r politischen Fluchtgrün<strong>de</strong>n. 446 Die<br />

Arbeitsgruppe K5/C3 – die sich auch mit Wi<strong>de</strong>rstand gegen Staatsgewalt<br />

befasste – hatte diese 30seitige Liste zusammengestellt.<br />

1948/49 wur<strong>de</strong>n 255 aller 2738 erfassten K5-Verfahren an die SMA<br />

(MGB) übergeben. Das betraf immerh<strong>in</strong> je<strong>de</strong>s elfte Verfahren bzw. monatlich<br />

13 Vorgänge. Zu 55 Prozent han<strong>de</strong>lte es sich dabei um „Verstöße<br />

gegen SMA-Befehle“, zu 32 Prozent um Waffenbesitz. Es ist lei<strong>de</strong>r nicht<br />

möglich, die Grün<strong>de</strong> <strong>und</strong> Sachverhalte dafür näher zu charakterisieren.<br />

Die Kontakte zwischen <strong>Polizei</strong> <strong>und</strong> Sowjets waren nicht nur auf<br />

K5–MGB-Kontakte beschränkt, son<strong>de</strong>rn erfolgten auch zwischen <strong>Polizei</strong>chefs<br />

<strong>und</strong> MGB, zwischen <strong>Polizei</strong> <strong>und</strong> Ortskommandanturen, zwischen<br />

<strong>Polizei</strong>-Chefs <strong>und</strong> SMA-Abteilung Inneres. Als Kontaktpartner kann<br />

mancherorts zuerst <strong>de</strong>r K5-Mitarbeiter, an<strong>de</strong>rnorts vorrangig <strong>de</strong>r örtliche<br />

<strong>Polizei</strong>-Chef o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kripo-Chef fungiert haben. Die Sowjets erfuhren<br />

sowohl auf eigenen Wegen als auch gezielte Auskunftsverlangen von<br />

manchen Geschehnissen <strong>und</strong> machten ihre Handlungswünsche klar.<br />

Allgeme<strong>in</strong> galt je<strong>de</strong>nfalls, dass allen Angelegenheiten, <strong>in</strong> die die Sowjets<br />

irgendwie <strong>in</strong>volviert waren, zwangsläufig bevorzugte Aufmerksamkeit<br />

zuteil wur<strong>de</strong>.<br />

Etwa Mitte 1949 wur<strong>de</strong> auch <strong>de</strong>r Personalbestand <strong>de</strong>r MGB-Stellen SBZweit<br />

um 115 Leute erhöht. Wie viele davon nach Thür<strong>in</strong>gen kamen <strong>und</strong><br />

wann, ist nicht näher bekannt. Die Forschung vermutet e<strong>in</strong>en Zusammen-

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