Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de
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manu-vorgeschichte.qxd 09.03.05 16:34 Seite 201<br />
201<br />
e. Attentate:<br />
Diese Straftatgruppe war ke<strong>in</strong>e „Auftragsangelegenheit“ <strong>de</strong>r Besatzungsmacht,<br />
son<strong>de</strong>rn traditioneller Teil <strong>de</strong>s Strafgesetzbuches.<br />
In <strong>de</strong>r Geheim- <strong>und</strong> Politpolizei-Geschichte galten Attentate schon <strong>de</strong>s<br />
öfteren als nützlicher für die eigene Legitimation <strong>und</strong> Argumentation <strong>de</strong>nn<br />
als nennenswert vom tatsächlichen Arbeitsumfang. Das Thür<strong>in</strong>ger Lan<strong>de</strong>s<strong>de</strong>zernat<br />
K 5 handhabte Attentatsvorfälle mit entsprechen<strong>de</strong>r Publicity. Sei<br />
es bei <strong>de</strong>r anfänglichen K5-Def<strong>in</strong>ition <strong>de</strong>ssen, was „Straftaten an<strong>de</strong>rer Art“<br />
überhaupt s<strong>in</strong>d, o<strong>de</strong>r aber sei es <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf verlautbarte Vorzeige-<br />
Fälle. Solch e<strong>in</strong> Vorzeige-Fall war beispielsweise <strong>de</strong>r Attentatsversuch auf<br />
Frölich, <strong>de</strong>n Landtagspräsi<strong>de</strong>nten, für <strong>de</strong>n man schließlich e<strong>in</strong>en jungen<br />
Liberalen, <strong>de</strong>r zu<strong>de</strong>m Hitlerjunge gewesen war, als Schuldigen fand.<br />
Unter <strong>de</strong>n 17 H<strong>und</strong>ert offiziellen K5-Vorgängen <strong>de</strong>s Jahres 1948 befan<strong>de</strong>n<br />
sich 5 Attentatsfälle, das s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e 0,3 Prozent. 435 Im Vergleich aller<br />
SBZ-Län<strong>de</strong>r lagen die Zahlen registrierter Attentate <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen allerd<strong>in</strong>gs<br />
etwas unter <strong>de</strong>m Durchschnitt.<br />
Nur für diese Tatgruppe wur<strong>de</strong> die realistischere Aufklärungsquote von 40<br />
Prozent verzeichnet. Insofern kann man davon ausgehen, dass es sich nur<br />
hier tatsächlich um Tatermittlungen <strong>und</strong> reguläre krim<strong>in</strong>alpolizeiliche<br />
Aktivitäten han<strong>de</strong>lte.<br />
Anhaltspunkte für nichtregistrierte Tätigkeiten:<br />
Alle<strong>in</strong> mit <strong>de</strong>n oben gezeigten Vorgangsstatistiken <strong>und</strong> auch <strong>in</strong> <strong>de</strong>n vagen<br />
Beschreibungen <strong>de</strong>r fünf Tatbestandsgruppen <strong>de</strong>s K 5 lässt sich die Arbeit<br />
dieses K 5 nicht unbed<strong>in</strong>gt vollständig beschreiben. Feilen äußerte 1949:<br />
„Untersuchungen über die Arbeit <strong>de</strong>r K5 haben ergeben, dass viele Fälle<br />
niemals restlos <strong>und</strong> gründlich bis zu En<strong>de</strong> bearbeitet wor<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d, die<br />
Fälle schwimmen, bleiben liegen <strong>und</strong> erregen zu e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt<br />
immer wie<strong>de</strong>r Ärger <strong>und</strong> Unstimmigkeiten.“ 436<br />
Die „schwimmen<strong>de</strong>n“ Fälle allerd<strong>in</strong>gs können nicht statistisch registriert<br />
gewesen se<strong>in</strong>, <strong>de</strong>nn sonst hätte man wohl kaum die hohen Quoten <strong>de</strong>r<br />
Aufklärung bzw. <strong>de</strong>r Justizübergabe registrieren können. Han<strong>de</strong>lt es sich<br />
bei <strong>de</strong>n registrierten Vorgängen fast nur um abgeschlossene Verfahren mit<br />
bekannten Tätern, so führten K5-Mitarbeiter daneben auch Ermittlungsschritte<br />
„gegen Unbekannt“ durch.<br />
Diese Ermittlungsschritte hatten jedoch – soweit aus <strong>de</strong>n Indizien erkennbar<br />
ist – nicht die Form üblicher polizeilicher Tatvorgänge, son<strong>de</strong>rn g<strong>in</strong>gen<br />
vielmehr <strong>in</strong> zwei ganz an<strong>de</strong>re Richtungen: