Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de
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manu-vorgeschichte.qxd 09.03.05 16:34 Seite 177<br />
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H<strong>in</strong>zu kommen noch Attentatsfälle, die als fünfte Tatklasse ebenfalls <strong>in</strong>s<br />
Aufgabengebiet <strong>de</strong>s K 5 gehörten. 1948 wur<strong>de</strong>n fünf Attentate registriert.<br />
Von <strong>de</strong>n 950 Thür<strong>in</strong>ger Krim<strong>in</strong>alpolizisten gehörten ungefähr 90–120 zum<br />
örtlichen K 5 (<strong>in</strong> 22 Krim<strong>in</strong>alämtern) sowie weitere 15–30 zum K5-Lan<strong>de</strong>s<strong>de</strong>zernat.<br />
Damit war m<strong>in</strong><strong>de</strong>stens je<strong>de</strong>r siebte Thür<strong>in</strong>ger Krim<strong>in</strong>alist bzw.<br />
je<strong>de</strong>r achte Kripo-Angestellte für die politische <strong>Polizei</strong> tätig. Wenn dagegen<br />
aber nur je<strong>de</strong>r fünfzehnte registrierte Kripo-Fall 1948 e<strong>in</strong> K5-Fall war,<br />
wur<strong>de</strong>n pro K5-Angehörigen nur halb so viele Fälle registriert.<br />
Das größte Krim<strong>in</strong>alamt (Erfurt) hatte 18-19 Leute <strong>in</strong>s K5-Kommissariat<br />
gesteckt, e<strong>in</strong> größeres Krim<strong>in</strong>alamt (Eisenach) hatte dort 7, die durchschnittlich<br />
großen (Nordhausen) etwa 2–4 <strong>und</strong> die kle<strong>in</strong>eren (Hildburghausen)<br />
1 Mitarbeiter. 395 Der prozentuale K5-Anteil am örtlichen Kripo-<br />
Mitarbeiter-Bestand konnte – soweit bekannt – um 12 % liegen (Hildburghausen,<br />
Nordhausen), aber auch 19 % (Me<strong>in</strong><strong>in</strong>gen) betragen. Angesichts<br />
damaliger Krim<strong>in</strong>alitätsquoten <strong>und</strong> im Querschnitt aller Straftat-<br />
Klassen war das – trotz aller Klagen – e<strong>in</strong> beachtlicher Anteil.<br />
Rahmenfaktoren für das K5-Aufgabenprofil von 1948/49<br />
Das Jahr 1948 war von vielfältigen SED-machtpolitischen, außenpolitischen<br />
<strong>und</strong> besatzungspolitischen Aktivitäten geprägt.<br />
Diese Aktivitäten, die hier nicht näher erörtert wer<strong>de</strong>n sollen, enthielten<br />
zahlreiche politische Schritte <strong>in</strong> folgen<strong>de</strong>n Richtungen: volkseigener<br />
Sektor, Planwirtschaft, neue Zwangsformen gegenüber <strong>de</strong>r Arbeiterschaft,<br />
Festschreibung (kriegswirtschaftlich entstan<strong>de</strong>ner) Verwaltungskompetenzen<br />
gegenüber <strong>de</strong>r Wirtschaft, neue – ökonomisch<br />
unqualifizierte, dafür politisierte – Entscheidungsträger. Die Prozesse<br />
waren auch gefärbt von sozialpsychologischen Elementen, wie <strong>de</strong>r<br />
Tatsache, dass (nach mehrjähriger Notwirtschaft) Eigentum <strong>und</strong> Werkzeug<br />
jetzt alte Stellenwerte zurückbekamen, <strong>de</strong>ren subjektive Be<strong>de</strong>utung<br />
höher als je war. Mit <strong>de</strong>m Wan<strong>de</strong>l von <strong>de</strong>r Not- zur Aufbauwirtschaft<br />
wur<strong>de</strong> auch die Zonenaufteilung zum bislang ungekannten<br />
Hemmnis, da traditionelle Wirtschaftsnetze zerstört waren. Durch<br />
sowjetische Vorstellungen von Politik <strong>und</strong> Wirtschaftspolitik wur<strong>de</strong><br />
letzteres noch zusätzlich problematisiert.<br />
Zu e<strong>in</strong>em neuen Schlüsselbegriff für das K5-Aufgabenprofil wur<strong>de</strong> vor<br />
allem die „Sabotage“ – als Diversion <strong>und</strong> Wirtschaftssabotage – vor <strong>de</strong>m<br />
H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er engen Verquickung von wirtschafts- <strong>und</strong> machtpolitischen<br />
Aktivitäten. Der Druck <strong>in</strong> Richtung Sabotage-Verfolgung g<strong>in</strong>g