Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de

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In späteren Thüringer Polizei-Selbstdarstellungen hieß es wiederholt, dass
im Sommer 1945 noch 60 % NSDAP-Mitglieder im Polizeidienst waren.
Im September wurde eine Mehrzahl von ihnen ebenfalls entlassen. Zum 1.
Oktober 1945 gab es in ganz Thüringen fast 5000 Polizisten. Über 3500 –
also 70 Prozent – davon waren im Entnazifizierungsprozess entlassen
bzw. neueingestellt worden. 74 der 87 Polizeioffiziere – also ganze 85
Prozent – waren ebenfalls Neueingestellte und häufig Berufsanfänger. 170
Personalveränderungen in Weimars Stadtpolizei 1945:
Willy Salden, der – wie Busse, Reschke, Geißler, Braun und andere – aus
KZ-Buchenwald-Haft kam, war 1945 sofort zur Polizei nach Weimar gegangen
und hatte dort vehement kommunistische Personalpolitik
betrieben. Die ehemaligen Buchenwald-Häftlinge spielten anfänglich für
die Weimarer Stadtpolizei eine besonders große Rolle. (s. S. 34 ff.)
Hermann Brill, der Sozialdemokrat, Buchenwald-Häftling und zeitweilige
Landespräsident, soll anlässlich einer Einführung neuer Polizisten im Mai
1945 in Weimar gesagt haben: „Es wird Aufgabe des Polizeidirektors sein,
gestützt auf die Kameraden des K.L. Buchenwald, die Säuberung der
Polizei von allen faschistischen Elementen vorzunehmen.“
Salden, ein kommunistishcer Buchenwald-Häftling, dagegen kritisierte
den für Weimar neu eingesetzten Polizeidirektor Dommerich, – vor allem
wegen nachlässiger Entlassung von NSDAP-Mitgliedern, aber auch
wegen Missachtung Saldens und anderer “Buchenwalder” Neupolizisten:
„Die Einstellung des Polizeidirektors gegenüber den Offizieren und Polizeibeamten
vom Buchenwald war eine durchaus ablehnende. In einem Gespräch
über Ernennungen, in den ersten Tagen seiner Amtstätigkeit, bei
dem man auch über Buchenwälder sprach, die zur Polizei kommen sollten,
äußerte sich der Direktor ‚Na wenn das man gut geht.‘ Hierin kommt
seine anlehnende Haltung gegenüber den aus Buchenwald kommenden
und als klare, antifaschistische Kräfte in der Polizei und den zur Polizei
kommen sollenden, zum Ausdruck.“
Dommerich blieb nicht lange im Amt. Da sich angesichts der Aktenlage
die Situation von Weimars und Erfurts Polizei kaum vergleichen
lässt, bleibt offen, ob Dommerich tatsächlich viel zögerlicher entnazifiziert
hat und ob Salden und seine Mitstreiter radikaler und stärker auf
kommunistische Einflussgewinnung bedacht waren.
Von radikalen Polizisten jedenfalls sprach der Landes-Polizeipräsident
Rausch zwei Jahre später – im Herbst 1947 – , als er sagte:
„Wir haben große Schwierigkeiten in der Durchführung der Blockpolitik.