Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de

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Thüringer SMA in der 201-Frage
Thüringen SMAOffiziere hielten sich bis Mitte Januar 1948 in der 201-
Frage offenbar inhaltlich zurück. Dass sie dennoch mit Argusaugen die
beginnende 201-Arbeit der Deutschen beobachteten, zeigt ihr sofortiger
Ruf nach Monats- und bald sogar nach Dekadenberichten. Seitens der
Weimarer SMA wollte man das Thema Entnazifizierung möglichst
spektakulär und zugleich möglichst schleunig abhaken, – das lassen
diverse Äußerungen Kolesnitschenkos zweifelsfrei erkennen.
Schon am 15. Oktober 1947 beschwerte er sich bei Eggerath, der soeben
vom Sessel des Innenministers in den des Ministerpräsidenten gewechselt
war, über die Mängel der Organisation und Kontrollstrukturen. 306 Am
selben Tag war in Erfurt gerade mal die Große Strafkammer besetzt
worden und noch in den Folgewochen bedurfte es zahlreicher verfahrensregelnder
Rundschreiben innerhalb von Polizei und Justiz. Als Anfang
November 1947 die ersten Verfahren schließlich im Gericht verhandelt
wurden, so geschah dies aus Kolesnitschenkos Sicht reichlich spät.
Das Drängen Kolesnitschenkos und sein Beendigungswunsch entsprach
teilweise einer allgemeinen SMA-Position, denn bereits im Frühjahr 1948
befahl die SMAD – mit ihrem Befehl 35 – den Abschluss der Entnazifizierung
– also der Personalüberprüfungen und Bereinigungen – zum 10.
März. Und im Rahmen der März-Amnestie 1948 (SMA-Befehl 43) wurde
auch schon wieder das Amnestieren von 201-Verurteilten ermöglicht,
obwohl die deutschen SED-Kommunisten in Karlshorst heftig dagegen zu
opponieren versuchten. 307
Von Kolesnitschenko war aber bekannt, dass er ebenfalls eine befristete
NS-Strafverfolgung befürwortete und dass er sich für die Schließung der
Speziallager aussprach. Kolesnitschenko wollte zwar Schauprozesse und
eine öffentliche Gleichsetzung der eklatanten Wirtschaftsprobleme mit
den noch unbestraften Nazis, aber keine neue Welle des Verhaftens und
Verschwindens, zumal diese den Antisowjetismus unter den Thüringern
nur schüren konnte. Der Wirtschaftsaufschwung hatte für die SMATh
unbedingt höhere Priorität als die Entnazifizierung.
Anfang 1948 fragten die DVdI-Leute Mielke und Lange telegrafisch in
Weimar an:
„Stimmt es, dass in einer Konferenz am 23. 1. 48 ... der Chef der Sowj.
Militärverwaltung Thüringen den Abschluss des Befehls 201 für den 1. 5.
48 forderte?“
Die Antwort des Weimarer Polizeichefs:
„Sinngemäße Äußerung erfolgte.“ 308