Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de

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schungsdelikte stand im Zusammenhang mit Lebensmittelmarken. Andere
schlugen wahllos Brennholz in den städtischen Parkanlagen. Der große
Umfang dieser Kriminalität und die Zunahme der Kriminellen wurde
begünstigt durch die Situation nach dem Ende des langen Krieges:
– die Versorgungsprobleme nach der alten Kriegswirtschaft,
– die um sich greifende Schwarzmarktmentalität und die Probleme
zwischen Eigentum und Notverteilung,
– die Hungerernten und die Winterkälten nach Kriegsende,
– die leichten Fluchtmöglichkeiten: 1 die Zonengrenzen, 2. die örtlichen
Kriminalpolizeien waren fast nicht mehr vernetzt,
– die beschränkten staatlichen Ordnungsmöglichkeiten, die letztlich
auch das Nicht-Erwischt-Werden stärker als sonst in Aussicht
stellten,
– die scheinbare Eigentums-Willkür angesichts der Reparationen und
Demontagen durch die SMA, aber andererseits auch das Negativbild
ehemaliger Kriegsgefangener, die nicht heimkehrten und teilweise
ohne Recht und Regel für sich sorgten.
Immer häufiger hieß es auch in den Akten der Erfurter Untersuchungshäftlinge,
die in Gräfentonna oder Ichtershausen saßen: „wegen Wirtschaftsvergehen“.
Typische Wirtschaftsvergehen waren: Wucher, Hamsterei, Unterschlagung,
Plündern, Schwarzschlachten, Schwarzhandel, Kompensation
138 , Verstöße gegen wirtschaftliche Anordnungen. Viele Vorfälle
waren Straftaten nach dem Thüringer „Gesetz zum Schutze der Volksernährung“
139 vom 25. 10. 1945 und der „Verbrauchsregelungsstrafverordnung“
140 von 1941, die man nach dem NS-Ende beibehalten hatte.
Vorfälle gab es laut Aktenlage vielerlei: Da verkaufte ein Bäcker seine
Brötchen für 80 Pfennig, was damals sehr viel Geld war. Woanders bot ein
Händler Margarine an, die in Wirklichkeit aus Paraffin bestand und deren
Genuss somit zu gefährlichen Erkrankungen führen konnte. Ein dritter
kaufte billigen Kaffee in den Westzonen ein und lebte von der „Handelsspanne“.
Nur ein Teil solcher Fälle und nur solche mit deutlicher Beweislage
kamen überhaupt zum Staatsanwalt oder vor die Gerichte. (s. auch S.
78 ff.)
Aus vielen Justizakten jener Jahre liest man dennoch sowohl ein selbstverständliches
Bemühen um strafrechtlich-exakten Umgang mit Haft wie
auch ein aufrecht wirkendes Bemühen darum, dass verhängte Haftstrafen
zum Guten und Besseren für den Täter gedeihen sollen. Bei den Staats-