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Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de

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manu-vorgeschichte.qxd 09.03.05 16:34 Seite 56<br />

56<br />

Zahl allerd<strong>in</strong>gs <strong>de</strong>n ersten <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Hauptmonat <strong>de</strong>r NKWD-Verhaftungen<br />

betrifft, mag sie e<strong>in</strong> Spitzenwert se<strong>in</strong> <strong>und</strong> womöglich e<strong>in</strong>e Ausnahme. Es<br />

wäre <strong>de</strong>nkbar, dass <strong>de</strong>utsche Polizisten vor allem solche Leute zum<br />

NKWD führten, die sie aufgr<strong>und</strong> eigener Initiative o<strong>de</strong>r Beweise auch<br />

selbst verhaften wollten. Es gibt außer<strong>de</strong>m <strong>de</strong>n H<strong>in</strong>weis, dass 10 Erfurter<br />

Polizisten regelmäßig für die Sowjets arbeiteten (s. unten). Ob es sich um<br />

Verhaftungen han<strong>de</strong>lte, ist unbekannt.<br />

Schriftliche direkte sowjetische <strong>Haft</strong>befehle an <strong>de</strong>utsche Polizisten wur<strong>de</strong>n<br />

nirgends aufgef<strong>und</strong>en, – das ist nicht an<strong>de</strong>rs zu erwarten. Auch dort,<br />

wo häufig zugeführt wur<strong>de</strong> (wie <strong>in</strong> Bran<strong>de</strong>nburg), dürfte das papierlos,<br />

direkt <strong>und</strong> jenseits polizeilicher Weisungsketten geschehen se<strong>in</strong>.<br />

Kontakte zwischen NKWD-Leuten <strong>und</strong> antifaschistischen Polizisten s<strong>in</strong>d<br />

im Sommer 1945 – zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st <strong>in</strong> Jena, Erfurt, Weimar – entstan<strong>de</strong>n. Vielleicht<br />

haben sowohl die Polizisten-Entlassungen durch NKWD-Leute als<br />

auch die NKWD-Massenverhaftungen dazu beigetragen, dass man e<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r<br />

kannte <strong>und</strong> stets erneut <strong>in</strong> Kontakt treten konnte.<br />

Ob Zufall o<strong>de</strong>r nicht, zu <strong>de</strong>n Verhaftungen <strong>de</strong>utscher Polizisten gehörte<br />

auch e<strong>in</strong>e solche, wie sie von <strong>de</strong>r Kripo Eisenach gemel<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>:<br />

„Am 18. X. 46 20,30 Uhr wur<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m 1. <strong>Polizei</strong>revier am Theaterplatz<br />

<strong>in</strong> Eisenach die <strong>Polizei</strong>beamten von 2 Zivilrussen <strong>de</strong>r NKWD mit <strong>de</strong>r<br />

Pistole bedroht. E<strong>in</strong> Russe konnte festgenommen wer<strong>de</strong>n. Die Pistole wur<strong>de</strong>n<br />

ihm abgenommen. Die Person wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r russ. Stadtkommandantur<br />

Eisenach übergeben.“ 108<br />

2. Ermittlungs-Zuarbeiten durch <strong>de</strong>utsche <strong>Polizei</strong>:<br />

H<strong>in</strong>weise auf solche Zuarbeiten ließen sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Thür<strong>in</strong>gen <strong>Polizei</strong>akten<br />

nur <strong>in</strong> zwei Fällen f<strong>in</strong><strong>de</strong>n, so dass <strong>de</strong>r tatsächliche Umfang kaum näher<br />

bestimmen lässt.<br />

Anfang 1947 sagte Hausmann – <strong>de</strong>r zuständige Gebiets<strong>in</strong>spekteur – bei<br />

<strong>de</strong>r Chefbesprechung <strong>in</strong> <strong>de</strong>r <strong>Polizei</strong>behör<strong>de</strong> Weimar:<br />

„10 Polizisten s<strong>in</strong>d ständig <strong>in</strong> Erfurt unterwegs für die NKWD <strong>und</strong> wer<strong>de</strong>n<br />

zu allen möglichen Ermittlungssachen herangezogen.“ 109<br />

Es dürfte nicht zu bezweifeln se<strong>in</strong>, dass es sich um Polizisten <strong>de</strong>r Erfurter<br />

Kripo I (<strong>Politische</strong> <strong>Polizei</strong>) han<strong>de</strong>lte. Hausmann benannte daneben weitere<br />

Fälle (z. B. Aufträge über Kommandantur–Wachdienste) <strong>und</strong> betonte,<br />

dass all dies <strong>de</strong>n Arbeitsenthusiasmus <strong>de</strong>utscher Polizisten lähme. Innenm<strong>in</strong>ister<br />

Busse gab daraufh<strong>in</strong> die allgeme<strong>in</strong>e Anweisung,<br />

„sich Befehle <strong>und</strong> Anordnungen je<strong>de</strong>r Art von <strong>de</strong>n Stadtkommandanten<br />

schriftlich geben zu lassen.“

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