Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de
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manu-vorgeschichte.qxd 09.03.05 16:34 Seite 64<br />
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Das Militärtribunal verurteilt nach <strong>de</strong>n Art. 319 – 329 <strong>und</strong> 49 Strafgesetz<br />
<strong>de</strong>r RSFSR AAA, BBB <strong>und</strong> CCC für die Vere<strong>in</strong>igung zum Zweck <strong>de</strong>r Verübung<br />
von Verbrechen auf Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>s Artikels 58–9 Strafgesetz <strong>de</strong>r<br />
RSFSR mit Sanktionen nach Artikel 58-2 Strafgesetz <strong>de</strong>r RSFSR<br />
zum Entzug <strong>de</strong>r Freiheit für e<strong>in</strong>e Frist von zehn (10) Jahren für je<strong>de</strong>n,<br />
ohne Entziehung <strong>de</strong>s Vermögens, angesichts von <strong>de</strong>ssen Nichtvorhan<strong>de</strong>nse<strong>in</strong><br />
bei ihrer Verurteilung.<br />
Der Fristbeg<strong>in</strong>n <strong>de</strong>r Strafverbüßung von AAA, BBB <strong>und</strong> CCC wird berechnet<br />
mit <strong>de</strong>m 20. Februar 1946. Das Urteil ist abschließend <strong>und</strong> unterliegt<br />
nicht <strong>de</strong>r Möglichkeit e<strong>in</strong>er Berufung.<br />
Vorsitzen<strong>de</strong>r – Nartschuk<br />
Mitglie<strong>de</strong>r Gawriusch<strong>in</strong> Rod<strong>in</strong>“ 120<br />
Deutsche Gerichte <strong>und</strong> Strafrechtswesen<br />
Das <strong>de</strong>utsche Justizsystem war aufgr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>er früheren E<strong>in</strong>bettung <strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>n NS-Staat pr<strong>in</strong>zipiell beschädigt <strong>und</strong> das Gros <strong>de</strong>r Staatsanwälte <strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>r Richter hatte sich zutiefst kompromittiert. Ab Herbst 1945 arbeitete<br />
das <strong>de</strong>utsche Justizsystem überwiegend wie<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Rechtsstand <strong>de</strong>r<br />
Weimarer Republik. Alle Gesetzesän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r NS-Zeit waren aufgehoben,<br />
mit Ausnahme <strong>de</strong>r Kriegswirtschaftsregelungen zur Sicherung <strong>de</strong>r<br />
Ernährung.<br />
E<strong>in</strong>e pr<strong>in</strong>zipielle Frage für die Wie<strong>de</strong>rherstellung e<strong>in</strong>er rechtsstaatlichen<br />
Justiz lag auch <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Entnazifizierung, die zwangsläufig zu e<strong>in</strong>em extremen<br />
Personalmangel-Problem führte. SBZ-weit konnte je<strong>de</strong>r dritte Richter <strong>und</strong><br />
Staatsanwalt ke<strong>in</strong>esfalls wie<strong>de</strong>r <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Justizdienst übernommen wer<strong>de</strong>n 121<br />
<strong>und</strong> im Herbst 1945 wur<strong>de</strong>n nochmals ebenso viele Juristen aus <strong>de</strong>m Justizdienst<br />
genommen, so dass nur noch e<strong>in</strong> Drittel <strong>de</strong>r ausgebil<strong>de</strong>ten Juristen <strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>n Gerichtssälen verblieb. Der Prozentsatz <strong>de</strong>r entlassenen Staatsanwälte<br />
war dabei höher. Der Personalmangel von etwa 70 Prozent ließ sich auch<br />
durch die Wie<strong>de</strong>re<strong>in</strong>berufung vieler Pensionäre nicht ausgleichen.<br />
Die Gewaltenteilung (auch zwischen Richter–Staatsanwalt–Justizm<strong>in</strong>isterium)<br />
wur<strong>de</strong> im Land Thür<strong>in</strong>gen pr<strong>in</strong>zipiell wie<strong>de</strong>r hergestellt. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
war <strong>in</strong> <strong>de</strong>r NS-Zeit die rechtsstaatliche Beziehung zwischen Staatsanwaltschaft<br />
<strong>und</strong> <strong>Polizei</strong> soweit zerstört, dass die Schwierigkeiten, sie wie<strong>de</strong>r<br />
neu zu knüpfen, auch ohne die immensen Personalwechsel erheblich groß<br />
waren. Zwischen <strong>de</strong>utscher <strong>Polizei</strong> <strong>und</strong> <strong>de</strong>utscher Justiz herrschte <strong>in</strong> <strong>de</strong>n<br />
Folgemonaten <strong>und</strong> -jahren e<strong>in</strong>e f<strong>und</strong>amentale „Funkstille“.<br />
Krim<strong>in</strong>elle Straftaten, die im Erfurter Gebiet vor Mai 1945 begangen<br />
wor<strong>de</strong>n waren, mussten noch verhan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n. 122 Und es hatte seither