Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de
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manu-vorgeschichte.qxd 09.03.05 16:35 Seite 268<br />
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auch die gesamte Untersuchungs-<strong>Haft</strong>, so dass <strong>de</strong>r DDR-Justiz – abgesehen<br />
von staatsanwaltlichen Kontrollbefugnissen – überhaupt ke<strong>in</strong>e Kompetenzen<br />
mehr <strong>in</strong> Sachen <strong>Haft</strong> verblieb.<br />
<strong>Polizei</strong>-<strong>Haft</strong>anstalt Andreasstraße<br />
1950 gab es auch das <strong>Polizei</strong>-Gefängnis Andreasstraße. Im Schriftgebrauch<br />
bürgerte sich dafür bald die Bezeichnung U.-<strong>Haft</strong>anstalt o<strong>de</strong>r UHA e<strong>in</strong>.<br />
Dabei han<strong>de</strong>lte sich zunächst um 19 <strong>Haft</strong>-Zellen mit Nebenräumlichkeiten.<br />
Mitte 1951 waren 16 von diesen Zellen nachweislich mit „Längere<strong>in</strong>sitzen<strong>de</strong>n“<br />
belegt, die restlichen drei Zellen dienten für Transporthäftl<strong>in</strong>ge<br />
<strong>und</strong> Kranke. Die <strong>Polizei</strong> machte zu dieser Zeit jedoch bereits ihren<br />
ausdrücklichen Wunsch nach weiteren <strong>Haft</strong>räumen <strong>de</strong>utlich (diese sollten<br />
von <strong>de</strong>r Justiz-<strong>Haft</strong>anstalt Gera abgezweigt wer<strong>de</strong>n). 567<br />
E<strong>in</strong> Blick auf die Tätigkeit <strong>de</strong>r Erfurter 201–Strafkammer zeigt, dass zwischen<br />
23. Oktober <strong>und</strong> 20. Dezember 1950 „aus polizeilicher Untersuchungshaft“<br />
<strong>in</strong>sgesamt 44 Angeklagte <strong>in</strong>s Landgericht am Domplatz kamen.<br />
568 Sie wur<strong>de</strong>n überwiegend nach Artikel 6 <strong>de</strong>r Verfassung verurteilt,<br />
hatten etwa 3 Monate U-<strong>Haft</strong> h<strong>in</strong>ter sich <strong>und</strong> waren während <strong>de</strong>r Prozesse<br />
sicherlich <strong>in</strong> <strong>de</strong>r <strong>Polizei</strong>-<strong>Haft</strong>anstalt Andreasstraße untergebracht gewesen.<br />
Wann die <strong>Polizei</strong> weitere Teile <strong>de</strong>s Gefängnisobjekts Andreasstraße von<br />
<strong>de</strong>r Justiz übernahm, lässt sich nicht genau belegen. Vermutlich stand dies<br />
im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Auflösung <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>s Thür<strong>in</strong>ger Justizm<strong>in</strong>isteriums<br />
<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Justiz-Abteilung –Strafvollzug– Mitte 1952.<br />
E<strong>in</strong>e Vollzugsgeschäftsstelle <strong>de</strong>r BDVP-Abteilung –Strafvollzug–<br />
koord<strong>in</strong>ierte nunmehr zwischen Justiz <strong>und</strong> <strong>Haft</strong>. Leiter <strong>de</strong>r VP-<strong>Haft</strong>anstalt<br />
Andreasstraße wur<strong>de</strong> VP-Oberkommissar Un<strong>de</strong>utsch. Auch er brachte<br />
Untersuchungshäftl<strong>in</strong>ge getrennt von Strafgefangenen unter.<br />
En<strong>de</strong> 1952 sah <strong>de</strong>r räumliche Zustand <strong>de</strong>r <strong>Polizei</strong>-<strong>Haft</strong>anstalt Andreasstraße<br />
etwa folgen<strong>de</strong>rmaßen aus:<br />
„Das Objekt <strong>de</strong>r U.-<strong>Haft</strong>anstalt Erfurt besteht aus e<strong>in</strong>em Verwaltungs<strong>und</strong><br />
Zellenhaus, welche gebäu<strong>de</strong>mäßig getrennt s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>em Werkhof mit<br />
drei Arbeitsbaracken <strong>und</strong> drei Freihöfen mit e<strong>in</strong>er weiteren Arbeitsbaracke.<br />
Weiterh<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong>e Schwe<strong>in</strong>emästerei mit 9 Schwe<strong>in</strong>en vorhan<strong>de</strong>n.<br />
Sicherung <strong>de</strong>r Anstalt:<br />
Außensicherung: Die äußere Umgrenzung <strong>de</strong>r U.-<strong>Haft</strong>anstalt besteht <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er 6 m hohen Umfassungsmauer, weile mit Überhangeisen <strong>und</strong> Stacheldraht<br />
versehen ist. Die Fenster sämtlicher Räume e<strong>in</strong>schließlich <strong>de</strong>r Verwaltung<br />
s<strong>in</strong>d durch starke Eisengitter gesichert. Die E<strong>in</strong>gänge stehen unter<br />
ständiger Kontrolle <strong>und</strong> bestehen aus festen Toren bzw. vergitterten Türen.