Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de

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Zum Zeitpunkt dieser Räumungsaktion war die Justiz Haftanstalt Erfurt
mit 170 Gefangenen belegt und damit zu 75 Prozent ausgelastet. 559
Diese Übergabe erfolgte kurz vor der Übertragung weiter Teile des DDR-
Strafvollzugs an die Polizei. Der Thüringer Justiz unterstanden ab Januar
1951 lediglich Gerichtsgefängnisse und nur noch drei Haftanstalten: die
„selbständige Justiz-Haftanstalt Erfurt“ sowie die in Gera und in Gotha. 560
Ichtershausen, Gräfentonna, Suhl und andere wurden gänzlich an die Polizei
übergeben. Ab August 1951 durften generell nur noch Gefangene mit
Haftstrafen unter sechs Monaten in Justizhaft verbleiben. 561
1951 wurde mit Pick ein neuer Leiter für die „selbständige“ Justiz-Haftanstalt
ernannt, Cyganek wurde sein Stellvertreter. Anstaltsleiter Pick war
vermutlich vorrangig nur noch mit Umbauarbeiten und mit weiteren
Übergabeschritten des Gefängnisses befasst.
Mitte 1951 bestand das Aufsichtspersonal aus 34 Mitarbeitern, von denen
jeder fünfte zum Waffentragen berechtigt war. Untergebracht waren 114
U.-Häftlinge und 64 Strafgefangene, – überwiegend wegen Wirtschaftsbefehlen
(SMA-Befehl 273) und Diebstahl. 562 Im September 1951 waren
in der „Selbständigen Justiz-Haftanstalt“ 171 Gefangene untergebracht
(31 Frauen, 140 U-Häftlinge und 31 Strafgefangene). Es gab eine Männerund
eine Frauenstation, eine Waschküche im Keller, Arbeitsräume in
einem Geräteschuppen, mehrere Höfe. 563
Zum Jahresende 1951 kündigte sich ein weiterer „Untermieter“ im Gefängnisbau
Andreasstraße an. Es wurden zwar keine Belege dafür in den
Akten gefunden, aber die Weggabe des 2. Stockwerkes muss nunmehr ins
Gespräch gekommen sein. Das erfuhr zumindest der evangelische Gefängnispfarrer
alsbald, denn die Gefängniskapelle im 2. Stock gehörte
ebenfalls zum Übergabebereich. Im November 1952 fragte die evangelische
Superintendentur in Erfurt offiziell nach:
„Durch umgehende Gerüchte ist uns bekannt geworden, dass der Plan
besteht, in der Justizhaftanstalt Erfurt den sogenannten „Vortragssaal“
seiner bisherigen Zweckbestimmung zu entziehen ....Von Alters her diente
dieser Saal auch der Abhaltung von Gottesdiensten.“ 564
Die Justizverwaltung antwortete zwar alsbald, doch formulierte sie ihr
Antwortschreiben ein wenig rätselhaft und schob „in großem Umfang
Umbauarbeiten“ 565 vor:
„Vielmehr wird auf Grund einer Vereinbarung ein Teil des Haftraumes der
Justizhaftanstalt Erfurt einer anderen Dienststelle überlassen. Wegen der
besseren Abgrenzungsmöglichkeiten muss das oberste Stockwerk abgege-