Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de

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Mithilfe deutscher Polizisten waren sie nicht wirklich angewiesen, auch
wenn solche Mithilfen im Hinblick auf eine Vereinfachung, Beschleunigung
und punktuelle Komplettierung kaum abzulehnen wären. Eine
gleichwertige Partnerschaft zwischen NKWD-Offizieren und deutschen
Polizeichefs musste den NKWD-Interessen allerdings prinzipiell widersprechen.
Und das wohl selbst dann, wenn die gesamte Polizei aus überzeugten
Kommunisten bestanden hätte. Nicht zuletzt lassen manche Anhaltspunkte
darauf schließen, dass eine systematische Suche nach NS- und
Kriegsverbrechern bzw. nach NS-Funktionären für NS-verfolgte deutsche
Kommunisten einen höheren Stellenwert hatte als für das NKWD.
Es war zwar denkbar, dass Deutsche eigene Süppchen kochten und diese
den Sowjets besser schmackhaft machen konnten als den Amerikanern.
Wenn aber von Zusammenwirken NKWD – Polizei die Rede ist, dann im
Sinne von Auftrag und Benutzung. Das war zumindest Geißler schon nach
wenigen Tagen klar gewesen. Und wenn im Nachkriegs-Wortschatz bald
ein „Hilfspolizist“ soviel wie „Russen-Handlanger“ bedeutete 104, dann,
weil der deutschen Bevölkerung auch klar war, wer die Regeln aufstellte.
Welche Anhaltspunkte für polizeiliches Handeln im Zusammenhang mit
dem NKWD-Vorgehen 1945/46 bieten nun die spärlichen Aktenreste?
1. Zuführungen und Verhaftungen:
Hinweise über polizeiliche Zuführungen, die unmittelbar in NKWD-Inhaftierungen
übergingen, gibt es SBZ-weit. Oft wurde direkt in die offiziellen
Diensträume des Stadt- oder Kreiskommandanten zugeführt. Besonders
Brandenburger Zeitzeugen berichten, dass sich in ihrem Falle
Deutsche mit roten Armbinden oder ortsbekannte Kommunisten als
Zuführer betätigt hatten. Thüringer Zeitzeugen 105 sprechen dagegen häufiger
von unmittelbaren Verhaftungen durch NKWD-Trupps, – ohne
vorherige deutsche Zuführung. Ob es sich tatsächlich um typische Unterschiede
handelte und in welcher Relation, bleibt letztlich aber vage.
Nachweisbar für Thüringen sind gemeinsame Verhaftungen durch deutsche
und sowjetische Uniformträger. So zum Beispiel in Jena. 106 Dabei
assistierten deutsche Polizisten in der Regel sowjetischen Offizieren, die
die Verhaftung aussprachen.
Die Tatsache, dass auch Erfurter Polizisten Auftragsverhaftungen für
SMA/ NKWD vornahmen, lässt sich belegen, – zumindest für die
anfängliche sowjetische Besatzungszeit. Im August 1945 führte die Politische
Polizei (Kripo I) laut einem Bericht von dessen Leiter Streit 30
Verhaftungen „auf Veranlassung der Militärregierung“ durch. 107 Da diese