Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de

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der Fälle, die „politisch“ und/oder „kriminell“ verstanden wurden, konnte
äußerst vielfältig sein und u. a. folgendes enthalten:
Spionage (deren endgültige Klärung und Entscheidung beanspruchten
die Sowjets und das MGB allerdings ausschließlich selbst),
antisowjetische Äußerungen,
Sabotage,
Hilfe für desertierte Rotarmisten,
Nichterfüllung festgelegter Ablieferungssölle 415 ,
unerlaubte Grenzgängerei,
Nichtbefolgung befohlener Maßnahmen und Aufträge in nahezu
allen Wirtschaftszweigen, Fehlverhalten bei befohlenen Meldungen
und Berichten an die Sowjets, Fehler bei Auftragserfüllung
(z.B. auch durch Handwerker) etc.,
Vergehen an sowjetischem Besitz bzw. an beschlagnahmten Gütern
(Klärung konnte auch durch andere K-Kommissariate erfolgen).
Fälle dieses Spektrums konnten vom MGB selbst oder vom K 5 (seltener:
anderen Kriminal-Kommissariaten) bearbeitet worden sein, wofür nicht
zuletzt undefinierte Kompetenzen und personal-lokale Unterschiede eine
Rolle spielten.
Die genannte Spannbreite der Verstöße und Verbrechen konnte noch
breiter gewesen sein und umfasste verschiedenartige Facetten, die entweder
besatzungsrechtlich/militärpolizeilichen Charakter, eher wirtschaftlich-zwangsetzenden
oder aber gesinnungsbestrafenden Charakter haben
konnten. Wie deren Relation und folglich der Charakter des K5-Alltags
tatsächlich aussahen, könnte also nur der Blick auf die Einzelfälle zeigen,
den wir allerdings nicht anbieten können.
Eine Reduktion der 1100 Fälle auf politische Verfolgung wäre wohl mit
Sicherheit ebenso falsch wie eine Verharmlosung der K 5 in Richtung
militärpolizeilicher Rechtsdurchsetzung. Diese Tatgruppe müsste immerhin
auch diejenigesein, in der alle Verfahren der K5-Stellen „C 2 –
Wirtschaftssabotage“ registriert worden sein müssen.
Da zwischen Untersuchungsvorgang und Gerichtsprozessen üblicherweise
Monate vergingen, ist es denkbar, dass in der 1949er K5-Statistik auch
Fälle auftauchten, die dann zu den ab 1950 einsetzenden Strafprozessen
zu zählen wären. In der letzten Quartalsstatistik 1948 des Thüringer
Generalstaatsanwalts sind 40 Sabotage-Fälle als Eingänge (und eventuell
Übergaben von der K5) verzeichnet. 416
Ein Teil der Übergaben an die Gerichte konnten „Wirtschaftsverbrechen“,
Interzonenhandel (Kompensation), Grenzgänger-Schwarzhandel und dgl.