Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de

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Wie ging das NKWD vor, was war Strategie, Willkür oder Chaos?
Bis vor kurzem war das NKWD-Vorgehen lediglich durch Zeitzeugen bekannt
(bis 1989 war es politisch sogar unerwünscht, davon zu sprechen).
Weil NKWD-Akten bis heute unzugänglich sind, konnte dessen Praxis
nur aus Wirkungen auf Betroffene und im Hinblick auf alliierte Widersprüche
erforscht werden. Es ergab sich das Bild einer brutalen, willkürlichen,
machtbesessenen, dumpfsinnigen und irrationalen Institution.
Die inzwischen breiter gewordenen Zugänge zu anderen sowjetischen
Akten 83 bestätigen vieles, zeigen die Dimension auch in Zahlen, erleichtern
zugleich aber auch die Einsicht in die „innere Logik“ des NKWD. Im
Hinblick auf die NKWD-Motivlage entsteht nunmehr auch eher der Eindruck,
dass NKWD-Leute – in ihrem Sinne – häufig zielorientiert, effektiv,
systematisch, befehlsergeben und rational handelten.
Mittels aktueller Aktenstudien zeigen sich auch klare Unterschiede zwischen
(äußeren) SMA-Verlautbarungen und (innerer) NKWD-Motivlage:
Die Alliierten hatten eine Besatzungspolitik vereinbart, die sich leiten
ließ von Befriedung, Entnazifizierung und Kriegsverbrecher-Bestrafung.
Auch die Sowjets verlautbarten das wiederholt.
SMA-Offiziere drangen auf Entnazifizierung im öffentlichen Dienst,
ließen NS-Verbrecher inhaftieren bzw. verurteilen. Solche Handlungen
konnten letztlich von der Thüringer Bevölkerung nachvollzogen und
erwartet werden.
Straßenfront des Grundstücks Lottenstraße 52 in Weimar, dem Sitz des NKWD,
Foto: Herz, 2002