Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de

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bildung“ (als Teilnehmer eines politischen Gesprächszirkels) 25 Jahre
Lagerhaft auferlegt.
In Probstzella wurde Ende 1948 die sozialdemokratische Unternehmerfamilie
Itting enteignet und – aufgrund von Ittings Protest – in SED-Kreisen
sofort als „Ausgangspunkt der Schumacher-Bewegung in Thüringen“
bezeichnet, bei denen sich zur Sabotage (vermeintlich versuchter Werksverlegung
nach Westen) auch „Agententätigkeit in Bayern“ und „Verbindung
Gniffke–Itting“ hinzugeselle. 355
Alle diese Verhaftungen (außer die der Familie Itting) gingen eindeutig
auf eigenständige Aktivitäten der Thüringer MGB/MWD-Stellen zurück
und sie wurden – wiederum auf sowjetischer Handlungsebene – in lange
Lagerhaft-Strafen umgewandelt.
Ob und inwieweit sich in diesen Fällen Thüringer K5-Polizisten durch Denunziation
oder Ermittlungshilfe für die Sowjets beteiligten, ist unbekannt.
In der SED-Zentrale und im SED-Landesvorstand vermutete man es jedenfalls,
– ohne allerdings Fakten zu kennen. 356 Mitunter waren sich auch
mittelbar Beteiligte uneinig über das Zustandekommen einzelner Verhaftungen.
So beispielsweise in Saalfeld im April 1949. Luther war wenige
Tage zuvor wegen Schumacher-Tätigkeit verhaftet worden. Als Eyermann
(SED–Landes-Kontrollkommission) im Saalfelder SED-Kreisvorstand
nach den Verhaftern fragte, antworteten beide Kreisvorsitzende
gleichzeitig: Krause rief „NKWD.“ und Strömsdörfer „Kriminalpolizei.“ 357
Das eigenständige Handlungspotential der Sowjets darf nicht unterschätzt
werden, selbst wenn ihr deutsches Spitzelsystem nicht so groß und effektiv
war, wie gemeinhin angenommen. Die Sowjet-Polizisten verfügten
über beachtliche anderweitige Ermittlungspotentiale:
Sie konnten vom umfangreichen Berichtswesen an die SMA und den
Hinweisen der Stadtkommandanten profitieren. Sie konnten auf ihre
Zonengrenz-Truppen zurückgreifen, wenn es um gesamtdeutsche
SPD-Kontakte und Grenzgänger ging. Sie konnten das gesamte Telefonnetz,
Fernschreibnetz und den Fernverkehr der gesamten Zone
kontrollieren. Sie kannten die Kontaktbüros in den Westzonen. Und
angesichts ihrer starken Methoden und schwachen Beweisansprüche
im Umgang mit Gefangenen genügte ihnen auch der vagste Anfangsverdacht.
Auch wenn über das politische Alltagsgeschehen in vielen
kleineren Orten Thüringens nur Sporadisches erfahren haben dürften,
wurden ihnen wiederholt auch solche Vorfälle bekannt, von denen
deutsche Kommunisten noch nichts wussten. Andererseits mögen es