Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de

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selbstständig Festnahmen sowie eine Haft für 24 Stunden verhängen. 9 Die
die Gründe für diese 24-stündige Polizeihaft waren allerdings in recht
ausdeutbarer Weise formuliert:
„Schutzhaft“ – zur „Beseitigung einer bereits eingetretenen Störung der
öffentlichen Sicherheit oder Ordnung oder ... (zur) Abwehr einer unmittelbar
bevorstehenden polizeilichen Gefahr, falls die Beseitigung der Störung
oder die Abwehr der Gefahr auf andere Weise nicht möglich ist.“ 10
Von mehrtägiger Haft oder von anderweitigen Polizeihaftstrafen ist 1931
aber noch nicht die Rede. 11
Während der Weimarer Republik entstanden in Preußen und Thüringen
neben den Verwahrräumen in den Polizeirevieren und Kriminalämtern
eigenständige Haftanstalten, die völlig in der Hand der Polizei waren.
Diese wurden von den Schutzpolizeien betrieben.
Die Schutzpolizeien agierten (anders als Gendarmerien) eher regional
als kommunal. Sie waren oft unmittelbar an Länder-Polizeibehörden
angegliedert und trugen einen stärker militärischen Charakter, der
unter der NS-Herrschaft noch stärker ausgeprägt werden sollte. Die
Funktionen umfassten bewegliche Ordnungs-Präsenz gegenüber größerer
Menschengruppen, Einschreiten bei Gefährdungssituationen,
Gefangenentransport, Razzien, überlokale Ergänzung der Gendarmerien.
Ordnung und Schutz wurden auch während der Weimarer Republik
überwiegend obrigkeitlich verstanden.
Diese Schutzpolizei hielt auch Haftanstalten der zentralen oder regionalen
Polizeistellen in Betrieb. Letztere hatten sich im Laufe der Jahrzehnte
eigenständige Haftanstalten mit größerer Kapazität eingerichtet, – augenscheinlich
aus denselben Gründen, die für die Installierung der Schutzpolizeieinheiten
ausschlaggebend gewesen waren. Die Gefängniskapazitäten,
die nicht selten bei über 40/60 lagen, waren auch für razzienartige
Polizeiaktionen geeignet.
Auf diese Weise wurden in mehreren Thüringer Städten größere Polizei-
Haftanstalten eingerichtet. So auch in Erfurt.
Die Polizei-Haftanstalt Erfurt ergänzte die lokalen Verwahrzellen (Reviere,
Kriminalpolizei) für den preußischen Regierungsbezirk Erfurt
(also das Stadtgebiet und das Landgebiet Weißensee/Sömmerda).
Sie lag auf dem Festungsgelände Petersberg, denn die Schutzpolizei
übernahm ein Militärarrest-Gebäude der Reichswehr. Es handelte sich
um einen mauerumschlossenen Hauskomplex mit Zellenhaus und
Freihof. Die Haftkapazität reichte für über 60 Gefangene. In ihr waren
18 Einzel- und zwei Gemeinschaftszellen eingerichtet. 12 (s. S. 222 ff.)