Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de

manu-vorgeschichte.qxd 09.03.05 16:34 Seite 197
197
Die Schutzpolizei Erfurt wurde sofort alarmiert, um sämtliche Straßen der
Stadt Erfurt zu durchlaufen und diese Zettel zu entfernen und der Leitung
der Schutzpolizei zuzuführen. Bisher wurden ungefähr 10 Zettel bei der
Leitung der Schutzpolizei abgeliefert. Die Kriminaldienststelle Erfurt – K
5 – sowie die NKWD wurden von hier aus sofort in Kenntnis gesetzt.
Kommandeur Wilms“ 422
In einem Bericht vom Herbst 1949 wurden folgende Fälle von „Verbrechen
am demokratischen Neuaufbau“ erwähnt:
August: 27 mal Auffinden des Buchstabens „F“ (infolge eines RIAS-Aufrufes),
davon 13 mal im Bereich Erfurt,
Oktober: Maxhütte – Auffinden antidemokratischer Parolen auf der Toilette
der Büroangestellten, mit Bleistift angebracht,
„Starke Kriminal-, Schutz- und Verwaltungspolizeikräfte, sowie eine FDJund
eine Parteiaktivgruppe wurden im Schwerpunktgebiet Nordhausen
eingesetzt, wo eine gut organisierte Untergrundbewegung am Werke ist.
Diese Maßnahmen erreichten zunächst ein Abnehmen der antidemokratischen
Propaganda.“ 423
Bereits erwähnt wurden Arbeiter, die wegen politischer Wandparolen von
den Betriebswachen inhaftiert und der Kriminalpolizei (K 5) übergeben
worden waren.
Einzelne Fälle von Widerstand gegen die Staatsgewalt bezogen sich auf
direkte Auseinandersetzungen mit Polizisten. Manche dieser Vorfälle waren
nicht politisch oder gesinnungsbezogen, es lässt sich aber nicht sagen,
in welchem Prozentsatz. Die Zahlen von 1950 lassen eventuell Rückschlüsse
zu: 1950 sprach man von 29 „Angriffen gegen Volkspolizei“, von
denen 22 zur Anklage an die Justiz übergeben wurden. Eingeschätzt
wurden diese Fälle von 1950 so:
„Es ist dabei aber ganz klar ersichtlich, dass es sich nicht um ausgespro -
chenen Widerstand gegen die Staatsgewalt, sondern im allgemeinen nur
um Fälle handelt, die auf persönliche Streitfragen der Beteiligten zurückzuführen
sind. Das Verhältnis der Grenzpolizei gegenüber der Bevölkerung
ist naturgemäß oft sehr gespannt, und es entwickeln sich bei irgendwelchen
Veranstaltungen in den Grenzorten dann Handlungen, die zwar
objektiv als Widerstand gegen die Staatsgewalt und Angriffe gegen die
Volkspolizei angesehen werden müssen, subjektiv aber in den meisten
Fällen einen derartigen Charakter nicht tragen.“ 424
d. „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“:
Im Querschnitt der K5-Statistik machte dies bis 1949 etwa jedes fünfzehnte
offizielle K5-Ermittlungsverfahren aus. Die 201-U-Organe, die bis