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Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de

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manu-vorgeschichte.qxd 09.03.05 16:34 Seite 72<br />

72<br />

Der Prozess, <strong>de</strong>r nun die Justiz immer stärker auch nach <strong>in</strong>nen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> zu<br />

verän<strong>de</strong>rn begann, wur<strong>de</strong> bald begleitet von parallelen personalpolitischen<br />

Verän<strong>de</strong>rungen. Der gesamte Prozess soll – abgesehen von <strong>de</strong>n Folgen <strong>de</strong>r<br />

201-Rechtssprechung – jedoch nicht Gegenstand dieser Darstellung se<strong>in</strong>.<br />

Erfurter <strong>und</strong> Thür<strong>in</strong>ger Justizhaft 1945–48<br />

In Erfurt gab es mit <strong>de</strong>m W<strong>in</strong>ter 1945/46 zwar wie<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>e funktionieren<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>utsche Strafjustiz. Aber jetzt stand <strong>de</strong>n Erfurter Staatsanwälten<br />

<strong>und</strong> Richtern ke<strong>in</strong> Gefängnisgebäu<strong>de</strong> mehr zur Verfügung.<br />

Der letzte Gerichtsgefängnisvorsteher, Ober<strong>in</strong>spektor Müller, wur<strong>de</strong> von<br />

<strong>de</strong>n Sowjets verhaftet. 132<br />

Der Erfurter Landgerichtspräsi<strong>de</strong>nt, <strong>de</strong>r also auf bei<strong>de</strong> Gefängnisbauten<br />

nicht zurückgreifen konnte, bemühte sich im ganzen Oktober 1945 noch<br />

darum, e<strong>in</strong> Ersatzgefängnis direkt <strong>in</strong> Erfurt zu bekommen. E<strong>in</strong>e Besichtigung<br />

<strong>de</strong>s sowjetisch beschlagnahmten Petersberg-Gefängnisses wur<strong>de</strong><br />

ihm abgelehnt. Der Erfurter <strong>Polizei</strong>präsi<strong>de</strong>nt wollte im neuen <strong>Polizei</strong>gefängnis<br />

(im <strong>Polizei</strong>präsidium Meister-Eckart-Straße), Justizgefangene<br />

nur vere<strong>in</strong>zelt <strong>und</strong> kurzfristig unterbr<strong>in</strong>gen. Die Verwaltungsbeamten<br />

boten <strong>de</strong>m Landgerichtspräsi<strong>de</strong>nten daher Räumlichkeiten entwe<strong>de</strong>r im<br />

neuen Justizgebäu<strong>de</strong> (Andreasstraße 38, heute <strong>Polizei</strong>präsidium) o<strong>de</strong>r aber<br />

im Regierungsgebäu<strong>de</strong> (Statthalterei, heute Staatskanzlei) an. Bei<strong>de</strong>s hätte<br />

aber aufwändige Umbauten <strong>und</strong> Schließanlagen erfor<strong>de</strong>rt. Und so entschied<br />

sich <strong>de</strong>r Landgerichtspräsi<strong>de</strong>nt En<strong>de</strong> Oktober dafür, <strong>in</strong> Erfurt doch<br />

ke<strong>in</strong> Ersatzgefängnis e<strong>in</strong>zurichten, son<strong>de</strong>rn lieber auf die Rückgabe e<strong>in</strong>es<br />

<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n <strong>Haft</strong>gebäu<strong>de</strong> durch die Sowjets zu warten. 133<br />

Der Thür<strong>in</strong>ger Generalstaatsanwalt – als Vorgesetzter aller Justiz-<strong>Haft</strong>anstalten<br />

– erließ daraufh<strong>in</strong> für Erfurt die folgen<strong>de</strong> Anweisung:<br />

„Untersuchungsgefangene für das Amtsgericht <strong>und</strong> das Landgericht<br />

Erfurt s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> das Justizstrafgefängnis Gräfentonna (das dadurch nun zum<br />

komb<strong>in</strong>ierten Untersuchungs- <strong>und</strong> Strafvollzugs-Gefängnis wur<strong>de</strong>) e<strong>in</strong>zuweisen.<br />

Direkt zu ihren Prozessterm<strong>in</strong>en sollten sie von Gräfentonna nach Erfurt<br />

bestellt wer<strong>de</strong>n.“ 134<br />

Die Schutzpolizisten <strong>de</strong>r Stadtpolizei hatten (wie vorher auch) die Aufgabe,<br />

diese Justiz-U-Häftl<strong>in</strong>ge aus Gräfentonna abzuholen. Man konnte<br />

sie bei Bedarf kurzfristig <strong>in</strong> <strong>Polizei</strong>haft-Zellen unterbr<strong>in</strong>gen, ehe man sie<br />

vor Prozessbeg<strong>in</strong>n <strong>de</strong>m Gericht übergab. Ab dort übernahmen Justizbeamte<br />

die Bewachung. Diese unbewaffneten Justizbeamten mussten die<br />

Gefangenen bei Verurteilung zu e<strong>in</strong>er Strafhaft wie<strong>de</strong>r <strong>in</strong> die Erfurter Poli-

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