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Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de

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manu-vorgeschichte.qxd 09.03.05 16:35 Seite 260<br />

260<br />

15. Gefängnisobjekt Andreasstraße 37 <strong>in</strong> Erfurt (<strong>1945–52</strong>)<br />

Bis 1948<br />

Das Justizgefängnis Andreasstraße war vor 1945 <strong>de</strong>m Landgericht Erfurt<br />

zugeordnet. Gerichts- <strong>und</strong> <strong>Haft</strong>gebäu<strong>de</strong> waren um 1870 <strong>in</strong> enger Nachbarschaft<br />

erbaut wor<strong>de</strong>n. Das Gebäu<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> als Gerichtsgefängnis <strong>und</strong><br />

zugleich als Strafvollzugsgefängnis verwen<strong>de</strong>t. Es han<strong>de</strong>lte sich um e<strong>in</strong>es<br />

<strong>de</strong>r größten Gefängnisbauten im Thür<strong>in</strong>ger Raum (–Erfurt war allerd<strong>in</strong>gs<br />

preußischer Landgerichtsbezirk–), <strong>de</strong>nn etwa 220 Gefangene konnten hier<br />

gleichzeitig untergebracht wer<strong>de</strong>n.<br />

Auch <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>s NS-Regimes war das Justizgefängnis <strong>in</strong> Betrieb. Die<br />

„Schutzhäftl<strong>in</strong>ge“ – zu <strong>de</strong>nen ja viele politische Häftl<strong>in</strong>ge <strong>de</strong>r NS-Zeit<br />

gehörten – waren nicht bei <strong>de</strong>r Justiz, son<strong>de</strong>rn bei Schutzpolizei, Gestapo<br />

<strong>und</strong> SS <strong>in</strong>haftiert. Allerd<strong>in</strong>gs sprach im Erfurter Landgericht <strong>in</strong> <strong>de</strong>n<br />

Kriegsjahren zeitweise auch e<strong>in</strong> NS-Son<strong>de</strong>rgericht 545 se<strong>in</strong>e Unrechtsurteile.<br />

Bis <strong>in</strong> die letzten Kriegswochen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> blieb dieses komb<strong>in</strong>ierte<br />

Gerichts- <strong>und</strong> Kurzstraf-Gefängnis Andreasstraße <strong>in</strong> Benutzung. Noch am<br />

15. März 1945 wur<strong>de</strong>n von dort aus Gefangene zu Aufräumarbeiten <strong>in</strong>s<br />

benachbarte Gericht am Domplatz geschickt. 546<br />

Auch <strong>de</strong>r Gefängnisbau muss bis zum Kriegsen<strong>de</strong> leicht beschädigt<br />

wor<strong>de</strong>n se<strong>in</strong>, wie aus späteren Reparaturberichten hervorgeht.<br />

Während <strong>de</strong>r amerikanischen Besatzungszeit wur<strong>de</strong>n die Erfurter Justize<strong>in</strong>richtungen<br />

geschlossen. Es tagte zwar e<strong>in</strong> Militärgericht im Erfurter<br />

Rathaus, aber es ist eher unwahrsche<strong>in</strong>lich, dass die amerikanischen Militärwachen<br />

Sperrst<strong>und</strong>en-Übertreter u. a. Festgenommene zwischenzeitlich<br />

im Gefängnisbau Andreasstraße unterbrachten.<br />

Nach E<strong>in</strong>zug <strong>de</strong>r sowjetischen Militärbesatzung wur<strong>de</strong> das Gefängnisbau<br />

Andreasstraße beschlagnahmt. Diese Beschlagnahme ist mehrfach <strong>in</strong><br />

Notizen <strong>de</strong>s Thür<strong>in</strong>ger Generalstaatsanwaltes belegt <strong>und</strong> dauerte bis zum<br />

Jahre 1948.<br />

Es fan<strong>de</strong>n sich allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weise dafür, wie <strong>und</strong> zu welchen Zwecken<br />

die Sowjets <strong>de</strong>n Gefängnisbau Andreasstraße benutzten. Die Justiz<br />

wünschte sich im Oktober 1945 die „baldige Räumung“ <strong>de</strong>s Gefängnisbaues<br />

Andreasstraße, – <strong>in</strong>sofern müsste es e<strong>in</strong>e Nutzung gegeben haben.<br />

547 Es ist <strong>de</strong>nnoch nicht sicher, ob <strong>de</strong>r Gefängnisbau im Sommer 1945<br />

zur Unterbr<strong>in</strong>gung <strong>de</strong>r NKWD-Gefangenen diente, die <strong>in</strong> jenen Tagen im<br />

Rahmen von Razzien <strong>und</strong> „Filtration“ <strong>in</strong> großer Zahl verhaftet wur<strong>de</strong>n. 548<br />

Denn <strong>in</strong> Justizunterlagen fand sich im Oktober 1945 <strong>de</strong>r H<strong>in</strong>weis, dass die

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