Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de

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Dieses Erfurter „Antifa-Komitee“ gründete sich am 30. April mit 12 Mitgliedern,
– 9 Kommunisten, einem Sozialdemokraten und zwei Demokraten.
Wegen des generellen Organisationsverbots wurde es nach außen getarnt,
und zwar – bezeichnenderweise – als „Auskunftsbüro“. 52
Zu den ersten kommunistischen Ausschuss-Mitgliedern gehörte Ernst
Busse, der berüchtigte Buchenwald-Lagerälteste und spätere Innenminister.
Bevor Busse nach Weimar und in die Gefilde des gegründeten Landes
ging, erschien er in Erfurt auf gleichzeitig drei Ebenen: Neben seiner
Antifa-Komitee-Mitgliedschaft war er zweitens für den Bürgerschaftsbeirat
beim Oberbürgermeister vorgeschlagen – und zwar als speziell
beratend in Sachen „Häftlinge, Arierfragen“ 53 – und drittens tätig als
Angestellter der Politischen Polizei (=Kripo I) 54.
Busses Betätigung in Erfurt währte nicht mal einen Monat, blieb vermutlich
ohne Wirkung und hatte höchstens konzeptionellen Einfluss auf die in
Erfurt verbleibenden kommunistischen Antifaschisten. Der strikte Entnazifizierungswille,
den Busse aus Buchenwald mitbrachte, war allgemein
angebracht und nachvollziehbar. Kennzeichnend für ihn war jedoch seine
besonders zielstrebige und gleichzeitige Ausrichtung auf alle Ebenen, von
denen Entnazifizierung in jener Zeit vorangetrieben werden konnte.
Warum Busse nach Erfurt gegangen war, ist nicht eindeutig. Sicher, weil
es damals Versuche gab, Erfurt zur Landeshauptstadt zu machen. Als sich
die Landesregierung in Weimar – unter dem Sozialdemokraten und Buchenwald-Befreiten
Hermann Brill – zu formieren begann, ging Busse
jedenfalls sofort von Erfurt nach Weimar.
Ob es von Seiten Busses bzw. des Erfurter Antifa-Komitees Kontakte oder
eine Zusammenarbeit mit dem CIC oder der Militärregierung gab, ist aus
den vorhandenen Akten nicht erkennbar. Das Komitee selbst konzentrierte
sich offenbar zunächst stark auf die betriebliche Arbeiterschaft, entnazifizierte
u. a. die Betriebsobleute und initiierte neue Gewerkschaften. 55
Zugleich aber standen seine Mitglieder dem Oberbürgermeister Gerber
äußerst kritisch gegenüber, obwohl dieser nazi-unbelastet war. Sie lehnten
ihn ab wegen seiner Zusammenarbeit mit der (unbereinigten) Stadtverwaltung,
seiner nur auf Einzelpersonen orientierten Entnazifizierung und seiner
Politik der Nichtantastung der Wirtschaft. Sie prangerten die städtische
Politik deshalb auch wiederholt öffentlich und mit harten Worten an.
Die Kritik der Erfurter Antifa-Kommunisten an Gerber und anderen war
eine relative. Gezielte Einzel-Entnazifizierungen gab es nämlich durchaus.
Aus Gerbers Handakten geht vielfach hervor, dass er immer wieder