Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de
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manu-vorgeschichte.qxd 09.03.05 16:34 Seite 234<br />
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Sämtliches Beweismaterial ..., 5) E<strong>in</strong>en Bericht, <strong>in</strong> welchem enthalten ist,<br />
wann, wo <strong>und</strong> warum <strong>de</strong>r Häftl<strong>in</strong>g festgenommen wur<strong>de</strong>.“ 500<br />
Die staatsgewaltliche Kompetenz, die polizeilichen Befugnisse wur<strong>de</strong>n<br />
gesetzlich zwar nirgends regulär fixiert, war aber mit f<strong>und</strong>amentaler<br />
Selbstverständlichkeit <strong>in</strong> die Existenz <strong>de</strong>r neuen Sicherheitskräfte verwoben.<br />
Im Gr<strong>und</strong>e war es e<strong>in</strong>e Rechtsanmaßung, die wie<strong>de</strong>rum – wenn überhaupt–<br />
zurückgriff auf die „polizeiliche 201-U-<strong>Haft</strong>“ von 1947 <strong>und</strong> <strong>de</strong>ren<br />
<strong>in</strong> <strong>de</strong>r Praxis entstan<strong>de</strong>ne Verfahrensrealitäten. (s. S. 131ff.,134ff., 216ff.)<br />
Und wie es <strong>de</strong>r Zufall wollte, so befand sich e<strong>in</strong>e polizeiliche 201-U-<strong>Haft</strong>-<br />
Regelung unter <strong>de</strong>n ersten Schriftstücken, die man schließlich <strong>in</strong> <strong>de</strong>r MfS-<br />
Lan<strong>de</strong>sverwaltung abheftete: Am 17. Februar 1950 – also 9 Tage nach<br />
MfS-Gründung – hatte die HVDVP (die VP-Hauptverwaltung) die Behandlung<br />
von 201-Untersuchungsgefangenen wie folgt geregelt:<br />
„1. Für die Unterbr<strong>in</strong>gung, Sicherheit <strong>und</strong> Verpflegung <strong>de</strong>r noch vorhan<strong>de</strong>nen<br />
Untersuchungsgefangenen nach Befehl 201 ist <strong>in</strong> Zukunft die entsprechen<strong>de</strong><br />
Abteilung <strong>de</strong>r Schutzpolizei zuständig.<br />
2. Dem zuständigen Untersuchungsorgan unterliegen nach wie vor die<br />
strafprozessualen Maßnahmen bis zum Rechtskräftigwer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Urteils.<br />
Dazu gehören Überwachung <strong>de</strong>s Schriftverkehrs, Erteilung von Besuchserlaubnissen<br />
<strong>und</strong> die Kontrolle, dass Häftl<strong>in</strong>ge, die an geme<strong>in</strong>samen Handlungen<br />
beteiligt waren, getrennt vone<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r untergebracht wer<strong>de</strong>n.“ 501<br />
Sachlich war daran nichts neu. Aber Menzel sah dies wohl an<strong>de</strong>rs, <strong>de</strong>nn<br />
drei Wochen später g<strong>in</strong>g das Schreiben zur MfS-Untersuchungsabteilung:<br />
„Urschriftlich ! an die Abteilung – IX – im Hause zur Kenntnisnahme <strong>und</strong><br />
dortigen Verbleib. Weimar, <strong>de</strong>n 7. März 1950 Menzel VP.-Inspekteur“<br />
E<strong>in</strong>e weitere Woche später erließ die HVDVP e<strong>in</strong>en an<strong>de</strong>ren, <strong>in</strong>ternen Beschluss:<br />
die endgültige Auflösung <strong>de</strong>r polizeilichen 201-U-Organe. Vermutlich<br />
hatte es <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Anfangstagen noch Kompetenzklärungen gegeben. Nunmehr<br />
waren die MfS-Untersuchungsabteilungen für 201-Fälle zuständig.<br />
Den ersten Nachweis für realisierte Verhaftungen durch Thür<strong>in</strong>ger MfS-<br />
Leute gibt e<strong>in</strong>e polizeiliche Aktennotiz vom Juli 1950:<br />
„Herr Menzel vom M<strong>in</strong>isterium für Staatssicherheit teilt mit, dass die<br />
Verhaftung <strong>de</strong>r Jugendlichen <strong>in</strong> Greiz durch se<strong>in</strong>e Dienststelle erfolgt ist.<br />
Die Jugendlichen s<strong>in</strong>d stark belastet, weil sie für die Kampfgruppe gegen<br />
die Unmenschlichkeit, <strong>de</strong>ren Zentrale sich <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> unter Führung <strong>de</strong>s<br />
bekannten Dr. Re<strong>in</strong>er Hil<strong>de</strong>brand bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t, tätig waren.“ 502<br />
Im August 1950 befan<strong>de</strong>n sich Weimarer MfS-<strong>Haft</strong> mehrere Mühlhäuser,<br />
die <strong>de</strong>r Spionage für die Amerikaner bezichtigt wur<strong>de</strong>n. 503