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Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de

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manu-vorgeschichte.qxd 09.03.05 16:35 Seite 272<br />

272<br />

E<strong>in</strong> MfS-<strong>in</strong>haftierter Zeitzeuge sprach von se<strong>in</strong>er Verlegung aus <strong>de</strong>r<br />

Kurthstraße–Weimar zur Andreasstraße–Erfurt bereits im März 1952 <strong>und</strong><br />

davon dass MfS-Untersuchungs-Chef Koch hier <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Nacht zum 2. Mai<br />

1952 betrunken auftauchte <strong>und</strong> die Gefangenen <strong>in</strong> verschie<strong>de</strong>nen Zellen<br />

mit Wasser begoss <strong>und</strong> verprügelte.<br />

Aus e<strong>in</strong>er Untersuchung gegen Koch, die im Juni 1952 (u. a. durch Mitarbeiter-Befragungen<br />

<strong>in</strong> Erfurt) durchgeführt wur<strong>de</strong>, geht hervor, dass<br />

dieser Vorfall, von <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Zeitzeuge berichtete, tatsächlich <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Nacht<br />

zum 4. Mai geschehen sei. (s.S. 235)<br />

Koch war – wie aus <strong>de</strong>m Bericht ebenfalls hervorgeht nach Erfurt versetzt<br />

wor<strong>de</strong>n <strong>und</strong> im Frühjahr hatte ständige Ortswechsel zwischen Weimar <strong>und</strong><br />

Erfurt gegeben. E<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Umzug von MfS-Vernehmungsopfern<br />

<strong>und</strong> MfS-Vernehmern ist wohl naheliegend.<br />

Die MfS-<strong>Haft</strong> Andreasstraße dürfte dann e<strong>in</strong>ige Monate lang als Lan<strong>de</strong>s-<br />

MfS-<strong>Haft</strong> für ganz Thür<strong>in</strong>gen fungiert haben, da die MfS-<strong>Haft</strong>anstalten<br />

Gera <strong>und</strong> Suhl erst später (evt. sogar erst 1953) e<strong>in</strong>gerichtet wur<strong>de</strong>n.<br />

Willi Settner übernahm die MfS-<strong>Haft</strong>anstalt Erfurt als erster Anstaltsleiter.<br />

Bei Settner han<strong>de</strong>lte es sich um e<strong>in</strong>en ehemaligen Buchenwald-Inhaftierten,<br />

<strong>de</strong>r nie zur <strong>Polizei</strong> gehört hatte <strong>und</strong> vermutlich aufgr<strong>und</strong> alter Häftl<strong>in</strong>gsbekanntschaften<br />

(vielleicht durch Kröber selbst) zur MfS-Län<strong>de</strong>rverwaltung<br />

geholt wor<strong>de</strong>n war. 1952 übernahm er als Leutnant die MfS-<strong>Haft</strong><br />

Erfurt–Andreasstraße <strong>und</strong> leitete diese bis En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 50er Jahre. Ob er<br />

zuvor die Gefangenen <strong>in</strong> <strong>de</strong>r MfS-<strong>Haft</strong> Weimar–Kurthstraße beaufsichtigte,<br />

ist nicht bekannt.<br />

Auch Frauen waren 1952 auf <strong>de</strong>r MfS-<strong>Haft</strong>etage <strong>in</strong>haftiert gewesen. E<strong>in</strong><br />

Gefangener, <strong>de</strong>r versucht hatte, hier auszubrechen, war anschließend<br />

geschlagen wor<strong>de</strong>n. Bei<strong>de</strong>s erwähnte Willi Settners gegenüber Berl<strong>in</strong>er<br />

MfS-Leuten, als er zum brutalen Auftritt <strong>de</strong>s betrunkenen Untersuchungs-<br />

Chefs Koch <strong>in</strong> <strong>de</strong>r <strong>Haft</strong>anstalt befragt wur<strong>de</strong>.<br />

1954 war bezüglich e<strong>in</strong>es Hausflügels <strong>de</strong>s Gefängnisbaues Andreasstraße<br />

die Re<strong>de</strong> von E<strong>in</strong>sturzgefahr. Die <strong>Polizei</strong> als Objekt<strong>in</strong>haber veranlasste, wie<br />

bereits erwähnt, entsprechen<strong>de</strong> Reparaturen. Im Unterschied zur <strong>Polizei</strong><br />

konnte die Staatssicherheit (die 1954 <strong>de</strong>n Status e<strong>in</strong>es Staatssekretariats<br />

beim Innenm<strong>in</strong>isterium hatte) mit ihren Gefangenen nicht ausweichen, so<br />

dass sich die <strong>Polizei</strong> zu ihren Gunsten zeitweilig selbst e<strong>in</strong>schränkte:<br />

„H<strong>in</strong>sichtlich <strong>de</strong>r Schwierigkeiten, die für das Sekretariat <strong>de</strong>r Staatssicherheit<br />

bei <strong>de</strong>r Verlegung ihrer Häftl<strong>in</strong>ge entstan<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong>n dadurch<br />

gelöst, dass die U.-<strong>Haft</strong>anstalt Erfurt sämtliche Abteilungen bis auf die<br />

Kellerräume zur Verfügung stellte. Diese Übergabe <strong>de</strong>s Erdgeschosses

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