Haft und Politische Polizei in Thüringen 1945–52 - Einschluss.de
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manu-vorgeschichte.qxd 09.03.05 16:34 Seite 155<br />
155<br />
„Lange schon ehe <strong>de</strong>r Landtag sich mit <strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r <strong>Polizei</strong> beschäftigte,<br />
hätten die bürgerlichen Parteien von ihm verlangt, dass bei <strong>de</strong>r <strong>Polizei</strong><br />
auch Leute von ihnen e<strong>in</strong>gebaut wür<strong>de</strong>n. Er habe dies r<strong>und</strong>weg abgelehnt.<br />
Aus <strong>de</strong>n Vorgängen an <strong>de</strong>r Demarkationsl<strong>in</strong>ie <strong>und</strong> <strong>de</strong>m se<strong>in</strong>erzeitigen Vorstoß<br />
<strong>de</strong>s Genossen Albrecht im Landtag habe sich die ganze <strong>Polizei</strong><strong>de</strong>batte<br />
im Landtag selbst ergeben. Dabei seien durch taktische Ungeschicklichkeiten<br />
eben jene Pannen entstan<strong>de</strong>n. Im Rechtsausschuss habe er e<strong>in</strong><strong>de</strong>utig<br />
erklärt, dass Fragen <strong>de</strong>r Erörterung <strong>de</strong>r Staatsgewalt, dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>schließend<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>de</strong>re die <strong>Polizei</strong>, e<strong>in</strong>e Angelegenheit <strong>de</strong>r Besatzungsmacht<br />
sei, über die <strong>de</strong>r Landtag nicht zu re<strong>de</strong>n habe. ....“ 343<br />
1948/49 stan<strong>de</strong>n wichtige Teile <strong>de</strong>r <strong>Polizei</strong> nahe genug sowohl an SED-<br />
Spitze als auch an <strong>de</strong>r SMA (– an letzterer vermutlich näher als <strong>de</strong>r<br />
offizielle, paritätische SED-Lan<strong>de</strong>svorstand – ), um <strong>de</strong>n kommunistischen<br />
Machtsicherungsprozess zu flankieren. E<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dungsstrecke Lan<strong>de</strong>spolizei–Lan<strong>de</strong>s-SED<br />
lief über die Innenm<strong>in</strong>ister Eggerath <strong>und</strong> später Gebhardt.<br />
Ihnen waren e<strong>in</strong>erseits die Lan<strong>de</strong>spolizisten unterstellt <strong>und</strong> sie<br />
erhielten zahlreiche Situations<strong>in</strong>formationen, die für die SED-Machtausnützung<br />
vorteilhaft waren, <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rerseits waren sie bei<strong>de</strong> Mitglie<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>s SED-Lan<strong>de</strong>svorstan<strong>de</strong>s <strong>und</strong> <strong>de</strong>r zentralen SED-Innenm<strong>in</strong>isterkonferenz.<br />
Ihr konkreter Beitrag zur SED-Machtdurchdr<strong>in</strong>gung wäre <strong>in</strong>sofern<br />
e<strong>in</strong>er eigenen ausführlichen Untersuchung wert.<br />
Die kommunistischen Chefpolizisten arbeiteten zwar gegenüber <strong>de</strong>m<br />
SED-Vorstand unabhängig, doch besprachen die SED-Vorstandsleute h<strong>in</strong><br />
<strong>und</strong> wie<strong>de</strong>r direkte Anfragen <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>spolizei – z. B. die Frage <strong>de</strong>r Anwendbarkeit<br />
von Arreststrafen gegen Grenzpolizisten – o<strong>de</strong>r bestätigten<br />
sie Personalvorschläge für die Besetzung höherer <strong>Polizei</strong>posten – z. B.<br />
1947 die Besetzung <strong>de</strong>s Chefpostens für die <strong>Polizei</strong>schule. 344<br />
Und zur Vorbereitung <strong>de</strong>s 2. SED-Parteitags (Herbst 1947) erschien es <strong>de</strong>n<br />
SED-Lan<strong>de</strong>sfunktionären beispielsweise als Selbstverständlichkeit, die<br />
laufen<strong>de</strong>n Ermittlungsverfahren durchsehen zu lassen, um eventuell belastete<br />
SED-Mitglie<strong>de</strong>r prophylaktisch aus <strong>de</strong>r Partei auszuschließen. Über<br />
e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>sichtsbefugnis <strong>in</strong> <strong>Polizei</strong>akten wur<strong>de</strong> nicht gesprochen, so selbstverständlich<br />
war sie offenbar.<br />
Für manchen SED-Ortsfunktionär war es zuweilen sogar selbstverständlich,<br />
polizeiliche Befugnisse als eigene Befugnisse zu verstehen <strong>und</strong> zu<br />
verwen<strong>de</strong>n. Dafür spricht nicht nur das Geschehen 1946 <strong>in</strong> Greußen bei<br />
<strong>de</strong>r Verhaftung mutmaßlicher „Werwolf“–Aktivisten (s. S. 54 ff.), son<strong>de</strong>rn<br />
auch das SED-Vorgehen <strong>in</strong> Hildburghausen wenige Wochen vor DDR-