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Jugend und Polizei – Eine qualitative Studie zu ... - Polizei-Newsletter

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hinweisen, dass jugendliche Immigranten aufgr<strong>und</strong> ihrer Erfahrungen mit polizeilichem<br />

Machtmissbrauch <strong>und</strong> Korruption in ihren Herkunftsländern der <strong>Polizei</strong> in Deutschland eher<br />

<strong>zu</strong>rückhaltend <strong>und</strong> abwehrend gegenübertreten. Als Beispiel bringen sie jugendliche<br />

Aussiedler aus der GUS, die die Einladung <strong>zu</strong> einem Streetballspiel mit Polizisten (als<br />

Präventivmaßnahme) nicht als positives Signal <strong>und</strong> Angebot, sondern eher als<br />

Bespitzelungsversuch werten, da dies ihre Erfahrungen mit der <strong>Polizei</strong> aus ihren<br />

Heimatländern sind (vgl. Dietsch/Gloss, 2005, S. 83). Hin<strong>zu</strong> kommt dann noch die<br />

Sprachbarriere, die sehr oft <strong>zu</strong> Missverständnissen zwischen den interagierenden Beamten<br />

<strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen führen.<br />

Wie schon erwähnt, wurde im Zeitraum von 2001 bis 2004 am Institut für Soziologie der<br />

Universität Duisburg-Essen den zentralen Fragen der <strong>Polizei</strong>kultur <strong>und</strong> dem Umgang von<br />

<strong>Polizei</strong> mit Randgruppen <strong>und</strong> Minderheiten in Duisburg nachgegangen<br />

(Schweer/Strasser/Zdun, 2008, S. 7). Dabei lag der Fokus auf der Erk<strong>und</strong>ung von Ursachen,<br />

Merkmalen <strong>und</strong> Formen der Beziehungen zwischen sozialen Minderheiten <strong>und</strong> der <strong>Polizei</strong> um<br />

daraus sodann Strategien für ein besseres Miteinander ab<strong>zu</strong>leiten (vgl.<br />

Schweer/Strasser/Zdun, 2008, S.8). Im Zuge dessen stieß man auf eine mangelnde<br />

Anerkennung der <strong>Polizei</strong> vonseiten der ausländischen Bevölkerung. Dies wurde sodann in<br />

einzelnen Teilprojekten unter die Lupe genommen, <strong>und</strong> zwar in der Erforschung der<br />

türkischen Ecksteher <strong>und</strong> der jungen Russlanddeutschen in Duisburg.<br />

In einem dieser Projekte untersuchte Steffen Zdun die Situation der Russlanddeutschen 38<br />

Duisburgs mittels standardisiertem Fragebogen. Insgesamt wurden 219 Personen befragt, die<br />

jüngste Alterskategorie war dabei 14 bis 24 Jahre. In der gesamten Stichprobe waren 47,5%<br />

Männer <strong>und</strong> 52,5% Frauen (Zdun, 2008, S. 46). Hinsichtlich dieses Geschlechteraspekts<br />

werden in den weiteren Ausführungen des Artikels aber keine Differenzierungen mehr<br />

vorgenommen. Zdun ging davon aus, dass aufgr<strong>und</strong> der Erfahrungen mit der <strong>Polizei</strong> in den<br />

Herkunftsländern (korrupte <strong>und</strong> willkürlich agierende Beamten, Gewaltanwendung nach<br />

38 Bei den Russlanddeutschen handelt es sich um Menschen, die ursprünglich deutschstämmig <strong>und</strong> vor den<br />

Weltkriegen in deutschen Siedlungsgebieten in der damaligen UDSSR lebten, von Hitler von dort in Arbeitslager<br />

nach Sibirien oder Kasachstan deportiert wurden, bis 1955 teilweise inhaftiert blieben <strong>und</strong> sich aufgr<strong>und</strong> des<br />

Drucks der Sowjetunion in die sowjetische Gesellschaft integrierten <strong>und</strong> folglich ihre deutsche Kultur <strong>und</strong><br />

Sprache teilweise verloren gingen. Seit dem Ende des 2. Weltkriegs kamen viele Russlanddeutsche nach<br />

Deutschland, wo sie aktuell eine Population von ca. 2,4 Millionen aufweisen. Besonders nach dem Fall des<br />

Eisernen Vorhangs stieg die jährliche Zuwanderungszahl rasant an (vgl. Zdun, 2008, S. 39f.). Bei den in der von<br />

Steffen Zdun durchgeführten <strong>Studie</strong> handelt es sich also <strong>–</strong> nun Be<strong>zu</strong>g nehmend auf die junge Gruppe der 14 <strong>–</strong><br />

24-Jährigen <strong>–</strong> um solche, die entweder in der ehemaligen Sowjetunion geboren wurden <strong>und</strong> dort auch erste<br />

Kindheits- bzw. <strong>Jugend</strong>jahre erlebt hatten, oder schon in Deutschland auf die Welt kamen.<br />

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