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Jugend und Polizei – Eine qualitative Studie zu ... - Polizei-Newsletter

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die große Mehrheit der (teil-)geständigen <strong>Jugend</strong>lichen angab, in Zukunft kein Geständnis bei<br />

der <strong>Polizei</strong> mehr ab<strong>zu</strong>legen. Und dass die <strong>Jugend</strong>lichen mit der Zeit, oder anders gesagt, mit<br />

<strong>zu</strong>nehmender Erfahrung mit der <strong>Polizei</strong> immer weniger bereit wären, auf den<br />

<strong>Polizei</strong>inspektionen <strong>zu</strong> Terminen <strong>zu</strong> erscheinen, oder mehr <strong>und</strong> mehr lügen würden, kam auch<br />

schon in Holzmanns Dissertation (2008) <strong>zu</strong>m Ausdruck. Wie gesagt, die Erfahrung im<br />

Umgang mit der <strong>Polizei</strong> rückt dabei als zentraler Faktor in den Vordergr<strong>und</strong>. Zwar wurde das<br />

Lügen der <strong>Jugend</strong>lichen in der Literatur erwähnt, dennoch scheint dies, genauso wie das<br />

Beschimpfen <strong>und</strong> das „Anmaulen“ eine wesentlich bedeutendere Rolle im<br />

Interaktionsverhalten zwischen diesen beiden Gruppen ein<strong>zu</strong>nehmen, als es aus den<br />

vorhandenen <strong>Studie</strong>n hervorging. Neumann (2006) wies besonders auf das Beschimpfen hin,<br />

konnte aber aufgr<strong>und</strong> der einseitigen Darstellung <strong>–</strong> sie behandelte ja lediglich die Seite der<br />

<strong>Polizei</strong> <strong>–</strong> nicht zeigen, dass die <strong>Jugend</strong>lichen <strong>zu</strong>m einen darin versuchen, ihre Grenzen <strong>zu</strong><br />

finden, <strong>zu</strong>m anderen, <strong>und</strong> dies scheint noch der wesentlich wichtigere Gr<strong>und</strong> <strong>zu</strong> sein, durch<br />

dumme Sprüche, „Maulen“, etc. sich der von ihnen gegenüber der <strong>Polizei</strong> wahrgenommenen<br />

Ohnmacht <strong>zu</strong>mindest ein Stück weit <strong>zu</strong> entziehen versuchen. Doch das Beschimpfen <strong>und</strong><br />

„Maulen“ hat noch viele weitere Facetten, die ebenfalls erst durch diese <strong>Studie</strong> deutlich<br />

gemacht wurden. Sei es die Gruppe, die den <strong>Jugend</strong>lichen Stärke <strong>und</strong> Mut verleiht, oder der<br />

Alkohol, der enthemmt, all das sind Faktoren <strong>und</strong> Phänomene, die in der einschlägigen<br />

Literatur in diesem Zusammenhang noch kaum bis gar nicht betrachtet wurden. Sehr wohl<br />

aber, dass aufgr<strong>und</strong> dessen von der <strong>Polizei</strong> ein Mangel an Wertschät<strong>zu</strong>ng <strong>und</strong> eine fehlende<br />

Anerkennung der polizeilichen Autorität empf<strong>und</strong>en wird. Daraus bildet sich für die Beamten<br />

<strong>und</strong> Beamtinnen, wie es auch schon Neumann (2006) hervorhob, eine gewisse Ohnmacht<br />

gegenüber der <strong>Jugend</strong>. Interessant, aber auch erst im Zuge dieser Forschungsarbeit ersichtlich<br />

gemacht, ist dieser Aspekt auch in den Augen der <strong>Jugend</strong>lichen. Mit anderen Worten<br />

gesprochen, die <strong>Jugend</strong>lichen sind sich dieser polizeilichen Ohnmacht durchaus bewusst. Sei<br />

es nun aufgr<strong>und</strong> ihrer eigenen Erfahrungen oder aufgr<strong>und</strong> von Informationen von ihren<br />

Fre<strong>und</strong>en oder aus dem Internet. Was Feltes (1998) bereits in den Raum stellte, bewahrheitet<br />

sich hier also, nämlich, dass die <strong>Jugend</strong>lichen wissen, dass die <strong>Polizei</strong> gesetzlich definierte<br />

Grenzen hat, die auch sie nicht wahllos überschreiten kann. Der Aspekt der jugendlichen<br />

Meinung, dass „ein jeder Türsteher“ mehr Rechte als ein Polizist oder eine Polizistin hat, ist<br />

dabei aber neu <strong>und</strong> weist eben nochmals auf die Ohnmacht der <strong>Polizei</strong> hin, die eben von<br />

beiden Seiten so empf<strong>und</strong>en wird. Aus diesem sicheren Gefühl heraus können es sich die<br />

<strong>Jugend</strong>lichen sodann offenbar erlauben, so ihre Meinung, frech auf<strong>zu</strong>treten, oder bei<br />

Einvernahmen den Beamten <strong>und</strong> Beamtinnen ins Gesicht <strong>zu</strong> lachen <strong>und</strong> <strong>zu</strong> grinsen, besonders<br />

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