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Jugend und Polizei – Eine qualitative Studie zu ... - Polizei-Newsletter

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1. Einleitung<br />

Seit einiger Zeit bin ich als Betreuer von <strong>Jugend</strong>lichen, die sich aus unterschiedlichen<br />

Gründen in Problemlagen befinden, tätig. Ein Thema, welches dabei immer wieder ans<br />

Tageslicht tritt, ist die <strong>Polizei</strong>. So habe ich nicht nur schon unzählige Geschichten über<br />

Begegnungen mit der Exekutive erzählt bekommen, sondern auch einige Interaktionen<br />

zwischen den jungen Menschen <strong>und</strong> den amtshandelnden Personen miterleben dürfen. Ich<br />

erinnere mich noch sehr gut an mein erstes Erlebnis mit einem <strong>Jugend</strong>lichen <strong>und</strong> der <strong>Polizei</strong>.<br />

Da dies ausschlaggebend dafür war, mich wissenschaftlich mit dieser Thematik <strong>zu</strong> befassen,<br />

möchte ich es kurz wiedergeben. Ein strafunmündiger Bub, 13 Jahre alt, den unter anderem<br />

auch ich betreute, wurde von meiner Kollegin aus einem Missverständnis heraus bei der<br />

<strong>Polizei</strong> abgängig gemeldet. Der Bub war fortgelaufen, ich hatte mich jedoch an seine Fersen<br />

geheftet <strong>und</strong> ihn sodann in der Nähe eines Fastfood-Restaurants eingeholt. Wir packten die<br />

Gelegenheit beim Schopf <strong>und</strong> aßen etwas. Plötzlich standen zwei Herren in <strong>Polizei</strong>uniform<br />

vor uns <strong>und</strong> redeten den Buben mit „Hallo ZZZ (Vorname)!“ an. Dieser antwortete, scheinbar<br />

ohne aufgeregt <strong>zu</strong> sein oder sonstige Emotionen <strong>zu</strong> zeigen: „Jo, hallo“. Mir wurde sehr<br />

schnell klar, dass sich die drei Personen bereits kannten. Wir wurden sodann auf die<br />

<strong>Polizei</strong>inspektion mitgenommen, wo unsere persönlichen Daten aufgenommen wurden <strong>und</strong><br />

sich das bereits angesprochene Missverständnis schnell aufgeklärte. Sodann durften wir<br />

wieder gehen. Mein 13-jähriger Klient verabschiedete sich mit „Griaß eich (grüß euch)“ <strong>und</strong><br />

„Na, i waß (ich weiß) eh, i bin eh brav“.<br />

Meiner spontanen Interpretation nach bestand zwischen den Beamten (es waren, wie gesagt,<br />

zwei Männer) <strong>und</strong> dem Kind bereits eine Art Beziehung, welche <strong>zu</strong>mindest nach außen hin<br />

auf Vertrauen schließen ließen. Damit meine ich: Die Polizisten <strong>und</strong> der Junge erkannten sich<br />

sofort, sie mussten sich gegenseitig nicht mehr vorstellen <strong>–</strong> der einzige Fremde in dieser<br />

Interaktion war ich selbst <strong>–</strong> <strong>und</strong> auch das Mitfahren bzw. das Mitnehmen auf die<br />

<strong>Polizei</strong>inspektion schien sowohl für den <strong>Jugend</strong>lichen als auch für die beiden Polizisten etwas<br />

„Normales“ sein. Mir fielen in diesem Zusammenhang sodann die Wörter „Routine“ <strong>und</strong><br />

„Erfahrung“ ein. Auf meine eigene Person trafen diese beiden Wörter <strong>zu</strong>m damaligen<br />

Zeitpunkt allerdings noch nicht <strong>zu</strong>. Ich war bis dahin noch kaum mit der <strong>Polizei</strong> in Berührung<br />

gekommen <strong>–</strong> die wenigen Ausnahmen stellten Verkehrskontrollen dar <strong>–</strong> <strong>und</strong> somit war mir<br />

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