Jugend und Polizei – Eine qualitative Studie zu ... - Polizei-Newsletter
Jugend und Polizei – Eine qualitative Studie zu ... - Polizei-Newsletter
Jugend und Polizei – Eine qualitative Studie zu ... - Polizei-Newsletter
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Lehrstuhl für Kriminologie <strong>und</strong> <strong>Polizei</strong>wissenschaften der Ruhr-Universität Bochum in den<br />
Jahren 2004/2005 empirisch erforscht wurde (2007, S. 285). Mittels Fokusgruppen, in<br />
welchen insgesamt 13 Polizistinnen <strong>und</strong> 39 Polizisten unterschiedlicher deutscher<br />
B<strong>und</strong>esländer teilnahmen, wurde die Gewaltbereitschaft der <strong>Polizei</strong> erforscht. Ihren<br />
Ergebnissen <strong>zu</strong>folge, die sich unter anderem auch auf Alpert <strong>und</strong> Dunham (2004) stützen,<br />
hängt die polizeiliche Gewaltbereitschaft nicht vom Alter, sondern vom Widerstand des<br />
Gegenübers ab (Feltes/Klukkert/Ohlemacher, 2007, S. 287). Drohe dem Beamten das Gefühl,<br />
in einer Amtshandlung die Autorität <strong>zu</strong> verlieren, so würden die polizeiliche<br />
Gewaltbereitschaft <strong>und</strong> die Intensität der Ausführung steigen. Nicht <strong>zu</strong> vergessen ist aber,<br />
dass maximal 2 Prozent aller polizeilichen Interaktionen in eine Gewaltanwendung bzw. -<br />
handlung einmünden (vgl. ebd., S. 286). Interessant ist in diesem Zusammenhang auch noch<br />
die Aussage, dass Beamte in besonders für sie emotionalen Momenten, wie beispielsweise in<br />
Situationen, in welchen sie mitbekommen, dass Kinder geschlagen werden <strong>und</strong> sodann dem<br />
vermeintlichen Täter gegenüberstehen, sehr mit sich <strong>zu</strong> kämpfen haben, um nicht die Fäuste<br />
sprechen <strong>zu</strong> lassen (vgl. Feltes/Klukkert/Ohlemacher, 2007, S. 299).<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die <strong>Polizei</strong> aufgr<strong>und</strong> ihrer gesetzlichen<br />
Legitimation <strong>–</strong> auch Gewalt bzw. körperliche Kraft an<strong>zu</strong>wenden <strong>–</strong> in die Interaktion mit<br />
<strong>Jugend</strong>lichen von einer „besseren“ Ausgangssituation starten können. Sie besitzen eine<br />
gewisse Macht der Definition, also der Benennung, der sich die <strong>Jugend</strong>lichen <strong>–</strong> besonders die,<br />
die von den Beamten <strong>und</strong> Beamtinnen aufgr<strong>und</strong> ihrer Erfahrungswerte her als kriminell oder<br />
abweichend eingeschätzt <strong>und</strong> eingestuft werden <strong>–</strong> offensichtlich nur dadurch entziehen<br />
können, indem sie kooperativ <strong>und</strong> einsichtig sind. Vorausset<strong>zu</strong>ng dafür ist natürlich, dass sie<br />
sich nichts <strong>zu</strong> Schulden kommen haben lassen bzw. ein Bagatelldelikt vom Beamten oder von<br />
der Beamtin, welchem bzw. welcher sie gerade gegenüberstehen, aufgr<strong>und</strong> seiner bzw. ihrer<br />
Arbeitsüberlastung oder sonstiger Einflüsse, wie beispielsweise dem Erwartungsdruck von<br />
Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen, als nicht „wertvoll“ genug erachtet wird um es weiter <strong>zu</strong><br />
verfolgen. Die <strong>Jugend</strong>lichen haben den Inhalten <strong>und</strong> Aussagen der eben gezeigten <strong>Studie</strong>n<br />
<strong>zu</strong>folge also die schlechtere Ausgangssituation. Um sich gegen diese <strong>zu</strong>r Wehr <strong>zu</strong> setzen, ist<br />
es durchaus denkbar, dass Strategien wie Beschimpfen oder Frotzeln der <strong>Polizei</strong> gewählt<br />
werden. Dass Beamte <strong>und</strong> Beamtinnen folglich auch ein Gefühl der Ohnmacht überkommt, ist<br />
ebenfalls denkbar, <strong>zu</strong>mal sie zwar mit Gewaltanwendung im äußersten Fall reagieren können,<br />
diese jedoch stets in einem angemessenen Verhältnis <strong>zu</strong>r Situation stehen muss. Dass in<br />
solchen Situationen sodann auch noch familiären Hintergründen wenig Beachtung geschenkt<br />
58