Jugend und Polizei – Eine qualitative Studie zu ... - Polizei-Newsletter
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Der Umgang miteinander scheint also für die Kinder <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen von zentraler<br />
Bedeutung <strong>zu</strong> sein, wie auch Dietrich Piencka weiß: „Seine (des jugendlichen Straftäters)<br />
erste Begegnung mit der <strong>Polizei</strong> ist … auch die erste Begegnung … mit sich selbst. Vom<br />
Vorgehen der <strong>Polizei</strong> wird es abhängen, ob er … für sich <strong>und</strong> die Gesellschaft <strong>zu</strong>rück<br />
gewonnen wird“ (Piencka, 1998, S. 16, zitiert nach Holzmann, 2008, S. 258). Mit anderen<br />
Worten, die <strong>Polizei</strong>, als Staatsgewalt, hat es in der Hand, welchen Eindruck über das System<br />
vom Kind gewonnen wird. Es brennt sich förmlich in deren Köpfen ein <strong>und</strong> prägt, wie bei<br />
möglicher weiterer delinquenter Karriere mit Auflagen, Therapien, Geldstrafen oder in<br />
Gesprächen mit anderen Behörden umgegangen wird. Somit kommt den Beamten hier<br />
enorme Bedeutung <strong>zu</strong>, die sie, wie Dietsch <strong>und</strong> Gloss (2005, S. 116) es anmerken, mit etwas<br />
Gespür <strong>und</strong> erzieherischem Geschick erfolgreich nutzen können. Hinsichtlich der Frage nach<br />
dem Vertrauen, sprich, ob Kinder gegenüber der <strong>Polizei</strong> Vertrauen aufbauen können,<br />
antwortet Feltes (1998, S. 306f.) mit Ja. Es würde sogar dem Spiel Räuber <strong>und</strong> Gendarm<br />
ähneln, welches manche Kinder über ihr ganzes Leben hinweg spielen, ihre Rolle darin<br />
folglich akzeptieren <strong>und</strong> auch die der <strong>Polizei</strong> anerkennen würden, sofern nicht gegen die<br />
Spielregeln verstoßen wird. Somit herrsche hier also ein Vertrauensverhältnis vor, oder<br />
anders, wie von Holzmann ausgedrückt, die <strong>Polizei</strong> wird <strong>zu</strong> einer wichtigen Be<strong>zu</strong>gsperson.<br />
Dass aber nicht immer alles <strong>–</strong> einem Spiel gleich <strong>–</strong> lustig <strong>zu</strong> sein scheint, sondern sehr oft<br />
auch Aggression, Ärger <strong>und</strong> Frustration auf Seiten der Polizisten auftreten, rührt von der<br />
Tatsache, dass diese auf eine gewisse Ohnmacht <strong>und</strong> Hilflosigkeit in den Interaktionen mit<br />
Kindern stoßen. Damit ist gemeint, dass die kindliche Delinquenz oft nur Ausdruck einer<br />
Vielzahl großer, weit reichender familiärer <strong>und</strong> sozialer Probleme ist, die durch polizeiliche<br />
Arbeit nicht gelöst werden können (vgl. Feltes, 1998, S. 306f.). Holzmann geht sodann noch<br />
näher auf die sich daraus ableitenden Maßnahmen, wie beispielsweise Erziehungs- <strong>und</strong><br />
Kontaktgespräche ein (hier merkt sie an, dass 90% der jugendlichen <strong>Polizei</strong>arbeit eben aus<br />
Gesprächen besteht, vgl. Holzmann, 2008, S.288), für die enormes Fingerspitzengefühl nötig<br />
ist (vgl. Holzmann, 2008, S.275), die polizeiliche Arbeit in den Schulen, die<br />
erlebnisorientierten Ansätze <strong>und</strong> die Bedeutung der eigens da<strong>zu</strong> aus- <strong>und</strong> fortgebildeten<br />
<strong>Jugend</strong>präventionsarbeiter.<br />
Dem ursprünglichen Ziel ihrer Dissertation folgend führte Holzmann sodann in 13 deutschen<br />
B<strong>und</strong>esländern mittels Fragebogen eine breit angelegte Erhebung unter <strong>Polizei</strong>beamten durch,<br />
von welchen nahe<strong>zu</strong> 75% spezielle Ausbildungen im <strong>Jugend</strong>bereich gemacht hatten. Aus<br />
ihren Ergebnissen scheinen drei Aspekte erwähnenswert: Zum ersten, dass Polizisten<br />
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