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Jugend und Polizei – Eine qualitative Studie zu ... - Polizei-Newsletter

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6.8.1.4. „Do bin i der Chef“<br />

<strong>Eine</strong> weitere Komponente, die neben dem Lügen <strong>und</strong> dem Davonlaufen von der <strong>Polizei</strong> auch<br />

als Respektlosigkeit gewertet wird, ist, wenn sie eine Amtshandlung vor mehreren<br />

<strong>Jugend</strong>lichen durchführen <strong>und</strong> dabei ständig jemand von den Herumstehenden blöde Sprüche<br />

abgibt oder sie <strong>zu</strong> stören versucht. Auch dies würde aus ihrer Sicht jegliche Anerkennung der<br />

Autorität vermissen lassen. Dass die <strong>Jugend</strong>lichen dies nicht nur aus Jux <strong>und</strong> Tolerei tun,<br />

sondern dahinter besonders ein, aus der Gruppe heraus resultierendes Verhalten steht, wird<br />

nicht nur von der <strong>Polizei</strong>, sondern auch von den <strong>Jugend</strong>lichen so gesehen. So kommt der<br />

Gruppe diesbezüglich eine große Bedeutung <strong>zu</strong>. Ein <strong>Jugend</strong>licher erzählt über diesen Aspekt:<br />

J: Wir hom die <strong>Polizei</strong> scho a poar Moi sigiert (.) also so a poar blöde Sprüche losglossn, dass<br />

hoit <strong>zu</strong> uns kumman, do lauft ma afoch a Stückl weg (.) des mocht ma hin <strong>und</strong> wieda a, wenn<br />

ma amoi lustig is <strong>und</strong> so (.) wenn ma a paar (.) OBERWICHTIGE Polizistn siecht oda<br />

wemma irgend ane Leit (.) DECKN wü (.) wos grod´n vuin Stress hom, gsucht werdn oda so,<br />

dann mocht ma schnö a Fein, Scheinschlägarei oda so (..) i hob a mit an Fre<strong>und</strong> scho amoi vor<br />

da <strong>Polizei</strong> <strong>zu</strong>m raufn aungfaungan (.) So i (.) er hot gsogt baust di ein, sog i jo passt (.) <strong>und</strong> er<br />

so (.) irgendwie die Polizistn hinter uns <strong>und</strong> i so wos wüstn machn (.) jo i werd di jetzt glei<br />

amol a bissl aunpöbln, hob i gsogt, jo passt, moch ma, waßt (.) er so (.) (mit erhobener<br />

Stimme) Wos remplstn mi, gö, <strong>und</strong> i so, Wos wüstn, wüst glei a Gleschn, waßt eh, <strong>und</strong> nocha<br />

hot a mi hoit so, hob i gsogt, kumm her ha (.) dann hob i iahm hoit amoi an kurzn Stupserl<br />

gebn, dass a so a bissl zruckgeht <strong>und</strong> mei Kolleg hot mi hoit glei voll durch (.) FÜNF Leit<br />

durchghaut, dann sama, bin i aufgstandn, die <strong>Polizei</strong> von hintn kumman, hot uns bei die<br />

Schultan packt, hot gsogt, jetzt is AUS, wir suin uns schleichn, hom Platzverweis kriagt <strong>und</strong><br />

so (.) san hoit lustige Aktionen, wie ma die <strong>Polizei</strong> a bissl ärgern kaunn.<br />

(Zitat aus Interview J06, 1109 <strong>–</strong> 1125)<br />

Die Intention in dem soeben geschilderten Erlebnis mit der <strong>Polizei</strong> war also ein<br />

Ablenkungsmanöver um die Beamten <strong>und</strong> Beamtinnen in ihrer Amtshandlung <strong>zu</strong> stören. Es<br />

geht daraus aber auch hervor, dass es einen gewissen Reiz für die <strong>Jugend</strong>lichen hat, die<br />

<strong>Polizei</strong> <strong>zu</strong> ärgern, vor allem dann, wenn man nicht alleine ist. Von den Beamten <strong>und</strong><br />

Beamtinnen wird dieses Verhalten in erster Linie damit erklärt, dass man als <strong>Jugend</strong>licher<br />

bzw. <strong>Jugend</strong>liche im Beisein anderer immer zeigen <strong>und</strong> beweisen möchte, wie stark, mutig<br />

<strong>und</strong> „lässig“ man ist. Und nachdem die <strong>Polizei</strong> Grenzen verkörpert, versucht man diese an ihr<br />

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