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Jugend und Polizei – Eine qualitative Studie zu ... - Polizei-Newsletter

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6.1.5. Die <strong>Jugend</strong> als Opfer ihrer Kindheit<br />

Verantwortung <strong>zu</strong> übernehmen ist den Aussagen der Polizisten <strong>und</strong> Polizistinnen <strong>zu</strong>folge<br />

nicht die große Stärke der <strong>Jugend</strong>lichen. Um es anders <strong>zu</strong> sagen, ihre Wahrnehmung ist, dass<br />

die <strong>Jugend</strong>lichen nicht gelernt haben für etwas gerade <strong>zu</strong> stehen. Anstatt für etwas seinen<br />

Kopf hin<strong>zu</strong>halten wird gelogen, werden Ausweise gefälscht oder manches Mal sogar vor der<br />

<strong>Polizei</strong> davongelaufen. Dieser Punkt wird im Zuge der Darstellung der Kategorien<br />

„Wertschät<strong>zu</strong>ng“ (Kapitel 6.8) <strong>und</strong> „Ohnmacht“ (Kapitel 6.9) genau beleuchtet. Im<br />

Zusammenhang mit dem soeben erwähnten Übernehmen von Verantwortung ist aber auch<br />

eine weitere Sichtweise der Beamten <strong>und</strong> Beamtinnen über die <strong>Jugend</strong> <strong>zu</strong> erwähnen. Nämlich<br />

die, dass die Polizisten <strong>und</strong> Polizistinnen dieses Problem etwas relativieren, indem sie die<br />

<strong>Jugend</strong>lichen als Opfer ihrer Kindheit, ihrer Eltern <strong>und</strong> ihrer Erziehung wahrnehmen. Das<br />

heißt, sie haben den Eindruck, dass diese <strong>Jugend</strong>lichen, mit denen sie eben <strong>zu</strong> tun haben<br />

(siehe Definition <strong>und</strong> Abgren<strong>zu</strong>ng des Forschungsfeldes, Kapitel 3.2) aufgr<strong>und</strong> familiärer<br />

Umstände <strong>und</strong> Probleme „so geworden“ sind. Ein junger Beamter bringt dies wie folgt auf<br />

den Punkt:<br />

P: A wie letztns (.) an Lodndiebstohl beim KKK (Geschäft in Graz) (.) <strong>und</strong> (..) die Tochter<br />

behauptet, also die, zwa, zwa Mädls a <strong>und</strong> (.) die ane behauptet, sie wär widerrechtlich<br />

festgholtn, wei sie hot nix eingsteckt. Die FREINDIN hot wos eingsteckt. Jo, ob sie des<br />

gwusst hot, sicher hot sie des gwusst, aba sie hot nix eingsteckt, drum derf sie jetzt gehen.<br />

I: Mhm<br />

P: Jo, wir brauchn zerst (<strong>zu</strong>erst) an (einen) Ausweis, dann kaunn sie scho gehn. Jo, Ausweis<br />

hot sie kan, den bringt die Mutter. (.) Mutter kummt (.) man, sie GSCHRIAN (geschrien) <strong>und</strong><br />

TOBT (.) Ihr HIRNWIXA, losst´s mi gehn (.) <strong>zu</strong> uns <strong>und</strong> <strong>zu</strong> die (.) Verkäufer vom, vom (.)<br />

KKK (Geschäft in Graz), wirklich wüstest beschimpft, da Kollege redt mit da Mutter <strong>und</strong> sogt<br />

wos holt woar <strong>und</strong> wie sie si (.) VERBAL uns gegnüber benommen hot <strong>und</strong> dass des in<br />

kanster Weise okay is, sogt die Mutter, Jo, ich möchte nur wissn, wie lang sie beabsichtign,<br />

dass sie meine Tochter noch festholtn.<br />

I: Mhm<br />

P: Homa gsogt, Na sobold ma wissn, wer die Tochter is <strong>und</strong> wie sie haßt, dann hot ma die<br />

Mutter die Datn gebn (.) <strong>und</strong> hob no a bissl mit da Mutter gredt, hob i gsogt, Mittlerweile<br />

versteh i, warum Ihr Tochter so is, wie sie is. Die Mutter drauf dann aba nix mehr gsogt.<br />

(Zitat aus Interview P10, Z688 <strong>–</strong> 711)<br />

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