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Jugend und Polizei – Eine qualitative Studie zu ... - Polizei-Newsletter

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was passieren würde <strong>–</strong> beispielsweise gleich ins Gefängnis <strong>zu</strong> kommen, hatten. Mit dem<br />

Eintritt der Strafmündigkeit würde sich, so die Aussagen der <strong>Jugend</strong>lichen, der Umgang von<br />

Seiten der Beamten sodann aber deutlich verändern, <strong>und</strong> zwar in Richtung streng,<br />

normverdeutlichend <strong>und</strong> teilweise, aus ihrer Sicht, auch unangemessen. Bindel-Kögel et al<br />

bringen hier Auszüge aus Interviews, in denen nicht nur Handgreiflichkeiten, sondern auch<br />

Provokationen von Seiten der Polizisten geschildert werden. Dass diese natürlich auch von<br />

den <strong>Jugend</strong>lichen ausgehen können, wurde oben bereits dargestellt (vgl. Bindel-Kögel et al,<br />

2004, S. 258ff.). An anderer Stelle führt das Autorenteam noch aus, dass der <strong>Polizei</strong> als Hilfs<strong>und</strong><br />

Ermittlungsorgan der Staatsanwaltschaft insofern eine hohe Bedeutung im Umgang mit<br />

Kindern <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen <strong>zu</strong>kommt, da sie über den direkten Kontakt mit den jungen<br />

Tatverdächtigen enorme Wirkung auf den weiteren Verlauf des Verfahrens haben, weshalb<br />

sie ein enorm hohes Maß an Sensibilität <strong>und</strong> Kompetenz an den Tag legen müsse (vgl.<br />

Bindel-Kögel et al, 2004, S. 74f.).<br />

Sich dieser Verantwortung offensichtlich bewusst <strong>und</strong> ebenfalls die von Kraheck-Brägelmann<br />

bereits oben dargestellten Aussagen berücksichtigend, haben die beiden deutschen<br />

<strong>Polizei</strong>beamten Wilfried Dietsch <strong>und</strong> Werner Gloss im Jahr 2004 das Handbuch der<br />

polizeilichen <strong>Jugend</strong>arbeit (2005) verfasst. In diesem befassen sie „(…) sich eingehend mit<br />

der <strong>Jugend</strong>kriminalität unter Berücksichtigung kriminologischer, pädagogischer,<br />

soziologischer, medizinischer, rechtlicher <strong>und</strong> selbstverständlich auch polizeilicher<br />

Erkenntnisse“ (Dietsch/Gloss, 2005, S. 5) <strong>und</strong> arbeiten dabei nicht nur mögliche<br />

Einflussfaktoren für jugendliche Delinquenz ab, sondern liefern aus ihrer Sicht auch eine<br />

Anleitung für eine gute polizeiliche Präventionsarbeit in Deutschland (vgl. Dietsch/Gloss,<br />

2005, S. 5f.). In dem Kapitel, in dem es um die unterschiedlichen Gespräche mit <strong>Jugend</strong>lichen<br />

geht (Kontaktgespräch, Beratungsgespräch <strong>und</strong> Erziehungsgespräch, davon ist eine<br />

Sonderform der „heiße Stuhl“, siehe da<strong>zu</strong> weiter unten), werden die <strong>Jugend</strong>beamten, an die<br />

dieses Buch ja primär gerichtet ist, schrittweise durch einen guten Gesprächsver- <strong>und</strong> -ablauf<br />

mit <strong>Jugend</strong>lichen hindurchgelotst. Dabei fällt eben der schon bei Kraheck-Brägelmann (1997,<br />

S. 295f.) herausgearbeitete Aspekt auf, dass sich „ seit Generationen (…) im <strong>Polizei</strong>dienst die<br />

gemeinsame Nahrungsaufnahme bewährt (hat), um <strong>zu</strong>m Beispiel bei geständigen Tätern den<br />

Redefluss <strong>zu</strong> erhöhen. Essen <strong>und</strong> Trinken verbindet <strong>und</strong> baut Hürden ab. Aus praktischen<br />

Gründen wird sich dies im täglichen Dienstbetrieb meist auf eine Ersatzhandlung, also <strong>zu</strong>m<br />

Beispiel auf eine Zigarette oder den üblichen Becher Kaffee beschränken. Wenn Sie sich aber<br />

hohe Ziele für das Erziehungsgespräch gesetzt haben, können Sie überlegen, ob Sie den<br />

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