Jugend und Polizei – Eine qualitative Studie zu ... - Polizei-Newsletter
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dass die <strong>Jugend</strong>lichen froh darüber sind, mit ihnen offen <strong>und</strong> ehrlich sprechen <strong>zu</strong> können. Vor<br />
allem dann, wenn es sich um ihre eigene Lebensgeschichte handelt. Haben sie sodann über<br />
diesen Umweg der Lebensgeschichte ein gewisses Vertrauen aufgebaut, sind sie auch bereit,<br />
Informationen über andere preis<strong>zu</strong>geben. Dieses Phänomen wird von den Beamten <strong>und</strong><br />
Beamtinnen als „Anlehnen“ bezeichnet <strong>und</strong> kommt besonders im Bereich der Drogenszene,<br />
im Vergleich <strong>zu</strong> dem der übrigen <strong>Jugend</strong>lichen, sehr häufig vor. Sie erklären sich das damit,<br />
dass die <strong>Jugend</strong>lichen, die eben drogenabhängig sind <strong>und</strong> folgedessen alle „Dreck am Stecken<br />
haben“ (Zitat aus Interview P02, Z981) <strong>–</strong> keiner dieser <strong>Jugend</strong>lichen könne sich seine Sucht<br />
auf legalem Wege Monat für Monat finanzieren, so die Wahrnehmung der Beamten <strong>und</strong><br />
Beamtinnen <strong>–</strong> lieber die anderen „versenken“ (auch dies ist ein Ausdruck, den der eine oder<br />
die andere Beamte bzw. Beamtin verwendet hat), als selbst unter die Räder <strong>zu</strong> kommen.<br />
Selbstverständlich geschieht dies weniger aus einem aktiven Zugehen der <strong>Jugend</strong>lichen auf<br />
die <strong>Polizei</strong> heraus, sondern eher dann, wenn die jugendlichen Drogenabhängigen von den<br />
Beamten <strong>und</strong> Beamtinnen aufgegriffen <strong>und</strong> in Verdacht genommen werden. Denn<br />
normalerweise werden die Probleme in der Drogenszene untereinander gelöst <strong>und</strong> dafür keine<br />
<strong>Polizei</strong> herangezogen (vgl. Kapitel 6.7). Auf die Frage hin, wann sie die <strong>Polizei</strong> <strong>zu</strong>r Hilfe<br />
holen würde, antwortete eine <strong>Jugend</strong>liche, die, ihren Aussagen nach, viele Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />
Bekannte in der Drogenszene hat, wie folgt:<br />
J: Ahm, naja, i mein, es hängt wirklich von da Situation ab. I weiß des net, weil (.) meistns,<br />
die (.) es is so, dass i schon öfter in Situationen war, wo (.) wir die <strong>Polizei</strong> braucht hättn<br />
vielleicht, aber da war´s so, dass MAN (.) einfach NICHT die <strong>Polizei</strong> ruft, weil (..) es so is, a<br />
wenn ma Hilfe braucht grad kann´s sein, dass ma (.) selber dann einfahrt wegn irgendwas.<br />
Zum Beispiel wenn (.) es, sag ma so, (.) es hat a Schlägarei wegn Gras gebn <strong>und</strong> (.) der,<br />
irgendein Hawi von MIR, hat von irgendwem des Gras GSTOHLN<br />
I: Mhm<br />
J: <strong>und</strong> kriegt jetzt auf die Fresse. (.) WIR können nix tun dagegn, (.) I kann nix tun dagegn,<br />
bin a Mädchen <strong>und</strong> es gibt lauter Hawis, was soll i machn (.), i kaunn nur danebn sitzn <strong>und</strong><br />
<strong>zu</strong>aschaun (.) DA hätt ma die <strong>Polizei</strong> braucht, aber wenn i dann anruf, wos is dann? Wird er a<br />
glei mitgnommen, einbuchtet wegn Drogn.<br />
I: Mhm<br />
J: Und des is so, dass ma dann einfach net die <strong>Polizei</strong> ruft <strong>und</strong> des selber regln muss. (.) Und<br />
des is so, dass des einfach so (.) des klingt jetzt voll (.) Möchtegern Ghetto Assi mäßig, aber<br />
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