Jugend und Polizei – Eine qualitative Studie zu ... - Polizei-Newsletter
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<strong>Polizei</strong>“ <strong>–</strong> so etwa, dass manche <strong>Jugend</strong>lichen eine Art Privatkrieg mit der Exekutive führen<br />
oder sehr viele bei ihren Erstkontakten mit Polizisten <strong>und</strong> Polizistinnen „Schiss“ gehabt<br />
haben, dennoch befassen auch sie sich nur mit einem Teilaspekt <strong>–</strong> nämlich der Gruppe der<br />
Kinder am Übertritt <strong>zu</strong>r Strafmündigkeit. Wie aber bereits gesagt, diese Aussagen sind sehr<br />
bedeutend, da sie <strong>zu</strong>m einen mit derselben Methode erhoben wurden, die auch für diese<br />
Arbeit verwendet wird, <strong>und</strong> <strong>zu</strong>m anderen darüber Aufschluss geben, dass offensichtlich auch<br />
die Polizisten <strong>und</strong> Polizistinnen Provokationen gegenüber den sodann Strafmündigen<br />
einsetzen, um daraus möglicherweise wiederum einen Gr<strong>und</strong> für eine Sanktion,<br />
beispielsweise eine Anzeige, eine Geldstrafe, etc., <strong>zu</strong> generieren. Das dies besonders bei<br />
solchen <strong>Jugend</strong>lichen <strong>zu</strong>treffen kann, mit welchen die <strong>Polizei</strong> bereits <strong>zu</strong> Zeiten ihrer<br />
Strafunmündigkeit, also vor deren 14. Geburtstag, immer wieder Ärger gehabt hat, ist<br />
durchaus vorstellbar. Dies könnte nämlich eine mögliche Strategie der Beamten <strong>und</strong><br />
Beamtinnen sein, um sich gegen ihre Ohnmacht gegenüber junger, strafunmündiger<br />
Menschen <strong>–</strong> wenn auch zeitversetzt, aber dennoch <strong>–</strong> <strong>zu</strong>r Wehr <strong>zu</strong> setzen.<br />
An dieser Stelle sollen nun aber keine weiteren Vermutungen angestellt, sondern die<br />
sonstigen Erkenntnisse aus der Literatur über den Umgang zwischen <strong>Polizei</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong><br />
dargestellt werden.<br />
Rafael Behr (2006, S. 119) beschreibt in einem Unterkapitel seines Buches „<strong>Polizei</strong>kultur,<br />
Routinen <strong>–</strong> Rituale <strong>–</strong> Reflexionen“ die Thematik des Umgangs zwischen deutschen<br />
<strong>Jugend</strong>beamten <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen <strong>–</strong> wenn auch wahrscheinlich aus einer anderen Motivation<br />
heraus als Dietsch <strong>und</strong> Gloss (2005). In der Einleitung da<strong>zu</strong> schreibt Behr <strong>–</strong> Professor für<br />
<strong>Polizei</strong>wissenschaften an der Hochschule der <strong>Polizei</strong> Hamburg sowie ehemaliger Polizist <strong>und</strong><br />
Soziologe, dass der als „‚wissenschaftliches Lesebuch’“ (Behr, 2006, Einleitung) konzipierte<br />
Publikation „(…) keine abgeschlossene Untersuchung <strong>zu</strong>gr<strong>und</strong>e (liegt), sondern die Summe<br />
meiner bisherigen Erfahrungen bei der <strong>Polizei</strong> <strong>und</strong> im Umgang mit Polizisten <strong>und</strong><br />
Polizistinnen (ist)“ (ebd.). Er beginnt das bereits angesprochene Unterkapitel <strong>–</strong> dieses trägt die<br />
Überschrift „Repressive Fürsorge: <strong>Jugend</strong> als Adressat der <strong>Polizei</strong>“ <strong>–</strong> damit, dass die <strong>Polizei</strong><br />
trotz ihres Strafverfolgungsauftrags <strong>und</strong> daraus resultierender Repressionsdrohung immer<br />
mehr in Richtung jugendlicher Fürsorge geht. So werden in Deutschland<br />
<strong>Jugend</strong>sachbearbeiter <strong>und</strong> eigens für <strong>Jugend</strong>belange <strong>zu</strong>ständige Kontaktbeamte ausgebildet.<br />
Diese bieten nicht nur präventive Maßnahmen wie Mitternachts-Sport oder Gewaltprävention<br />
an Schulen an, sondern suchen die <strong>Jugend</strong>lichen, ähnlich der aufsuchenden Sozialarbeit<br />
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