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Jugend und Polizei – Eine qualitative Studie zu ... - Polizei-Newsletter

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„schwarze Schafe“ die gesamte <strong>Polizei</strong> immer wieder in Misskredit bringen, ist ebenso<br />

nachvollziehbar wie das Dilemma, dem sich die Beamten gegenüber stehen sehen. Und zwar<br />

dem Dilemma, einerseits von der Öffentlichkeit gefordert <strong>zu</strong> werden, um die Kriminalität <strong>zu</strong><br />

bekämpfen, <strong>und</strong> andererseits von ihr abgelehnt <strong>zu</strong> werden, vor allem dann, wenn man selbst<br />

„in den Genuss“ einer z.B. Verkehrskontrolle kommt oder sich gar ungerecht behandelt<br />

gefühlt hat (vgl. ebd., S.65f.). Über die Darstellung dieses ambivalenten Verhältnisses hinaus<br />

führt Neumann weiters aus, dass viele Grazer nach wie vor der Meinung wären, Polizisten<br />

seien ungebildet <strong>und</strong> lediglich körperlich kräftig, um eben Verbrecher dingfest <strong>zu</strong> machen.<br />

Besonders in dieser Abqualifizierung sieht sie einen Ausdruck der Bürger, sich gegen die<br />

Machtbefugnis des, den Staat verkörpernden Exekutivbeamten <strong>zu</strong>r Wehr <strong>zu</strong> setzen. Auch<br />

Beschimpfungen dienen diesem Zweck <strong>und</strong> würden das eigene Fehlverhalten legitimieren<br />

(vgl. ebd. S. 67). Selbstverständlich darf man dabei natürlich auch den bereits genannten<br />

Aspekt der <strong>Polizei</strong> als staatliche Zwangsinstitution nicht vergessen (vgl. ebd., S.66). Dass<br />

Beschimpfungen somit immer wieder an der Tagesordnung stehen, ist nicht von der Hand <strong>zu</strong><br />

weisen. Dass derartige Umgangsformen in allen gesellschaftlichen Schichten <strong>zu</strong>hause sind, ist<br />

ebenso nicht <strong>zu</strong> bestreiten (vgl. Neumann, 2006, S.68). Dies dürfte auch mit dem Respekt<br />

einhergehen, den von ihr interviewte Polizisten, <strong>und</strong> hier nicht nur die älteren, wie sie explizit<br />

anführt, sondern auch die jüngeren, immer mehr <strong>zu</strong> vermissen scheinen: „Vor allem<br />

<strong>Jugend</strong>liche haben keinen Respekt <strong>und</strong> schrecken auch vor brutalen Verbalinjurien nicht<br />

<strong>zu</strong>rück. Dieses Benehmen sei bei <strong>Jugend</strong>lichen von vierzehn Jahren aufwärts fest<strong>zu</strong>stellen,<br />

‚obwohl auch Zwölfjährige bei einer Beanstandung durch einen Polizisten schon Ausdrücke<br />

verwenden, die nicht mehr wieder<strong>zu</strong>geben sind’, berichtet eine junge Polizistin <strong>und</strong> sie meint<br />

weiter, dass sich das Verhalten der Kinder <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>lichen rasant verschlechtere. Das fiele<br />

sogar ihr auf, die altersmäßig von dieser Gruppe nicht weit entfernt sei“ (Neumann, 2006,<br />

S.82). Die Gründe dafür, so Neumann den Aussagen einiger Beamten folgend, seien<br />

Erziehung, Alkoholisierung, mediale Berichterstattung <strong>und</strong> das soziale Milieu.<br />

Wie bereits erwähnt, geht aus ihrer Arbeit hervor, dass Polizisten nicht nur als „Schmier“,<br />

„Heh“, „Kibara“, „Kipf“, „Bullen“ oder „Bullenschweine“ beschimpft (Neumann, 2006,<br />

S.67), sondern auch häufig als „Faschist“ oder „Rassist“ bezeichnet werden (vgl. ebd., S.75).<br />

Dass sich der Polizist darüber hinaus noch viel mehr gefallen lassen muss, sei aus einer<br />

Interviewpassage ihrer Arbeit, die Neumann <strong>zu</strong>folge für mehrere Polizisten stellvertretend<br />

wiedergegeben werden kann, zitiert: „(…) Wenn jemand perlustriert oder festgenommen<br />

wird, kann uns der alles heißen (…), aber wehe der Polizist wird schärfer. Dann kann man mit<br />

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